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Religiöse Ausbreitungsstategien in Islam, Hinduismus und Buddhismus

Wie verbreiten die anderen Weltreligionen ihren Glauben? Welche Unterschiede, welche Gemeinsamkeiten gibt es in den missionarischen Bemühungen dieser Religionen im Vergleich zum Christentum? Mit diesen Fragen befasste sich die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Missionswissenschaft vom 9. bis 11. Oktober in Leipzig. In der letztgenannten Frage steckt bereits das erste Problem: Ist es überhaupt angemessen, im Blick auf die anderen Religionen ebenfalls das Wort „Mission“ zu benutzen, das historisch und inhaltlich stark vom Christentum geprägt ist. Einen expliziten „Missionsbefehl“ wie am Ende des Matthäusevangeliums (28,19) gibt es in diesen Religionen nicht. Aufforderungen, den eigenen Glauben weiter zu geben, finden sich allerdings in unterschiedlichen Ausprägungen sehr wohl. Im Islam ist es vor allem der Begriff Da’wa, der als „Einladung zum Islam“ verstanden wird und am ehesten mit dem christlichen Missionsbegriff korreliert. Im Buddhismus ist davon die Rede, dass Buddha zunächst die Lehre für sich behalten wollte. Auf göttliche Intervention hin und aus Mitgefühl heraus habe er dann aber doch seine Jünger zur Verbreitung der buddhistischen Botschaft aufgefordert, um über die rechte Einsicht das Leid in der Welt zu verringern. Im Blick auf den Hinduismus fällt es vergleichsweise schwer, gemeinsame Hauptlinien in der Ausbreitung der religiösen Überzeugungen zu benennen. Dies beginnt mit der Schwierigkeit, den Hinduismus zu definieren, der eher ein Sammelbecken verschiedener Religionen in Indien darstellt. Das setzt sich fort über die Probleme, aus westlicher Perspektive zwischen Religion und Kultur im Blick auf die verschiedenen Volksbräuche unterscheiden zu wollen. Dezidiert „missionarische“ Bestrebungen sind dann auch vor allem bei neueren „neohinduistischen“ Gruppierungen zu beobachten, die dabei westliches, europäisch-christliches Gedankengut und entsprechende Organisations- Denk- und Handlungsweisen zurück nach Indien importieren.

Alle von Missionswissenschaftlern gehaltenen Referate auf der Tagung wurden jeweils durch eine unmittelbare Antwort von Vertretern der jeweiligen Religion ergänzt, so dass nicht nur über, sondern auch mit Angehörigen der verschiedenen Religionen gesprochen werden konnte.

Der Aufruf zum Islam

Prof. Dr. Henning Wrogemann von der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel eröffnete die Reihe der Referate mit einer „kleinen Phänomenologie“ der Da’wa-Aktivitäten in Deutschland. In der Islamischen Geschichte hat es beides gegeben: Einerseits gab es die militärische Ausbreitung des Herrschaftsgebietes, bei der die Aufforderung zur Bekehrung im Kontext einer militärischen Bedrohungskulisse stand. Die Unterworfenen konnten – sofern sie als „Schriftbesitzer“ galten – als „Schutzbefohlene“ (Dhimmis) ihre Religion unter Auflagen weiter praktizieren und mussten eine Kopfsteuer entrichten. Dennoch kam es zu Konversionen, die einen sozialen Aufstieg ermöglichten.

Andererseits gab es auch eine Ausbreitung des Islams außerhalb der islamischen Herrschaftsgewalt. Insbesondere über reisende Händler und über Sufi-Orden gelangte der Islam auch in andere Weltgegenden, wo er sich im Wesentlichen friedlich ausbreitete.

Im Blick auf den Stellenwert und die inhaltliche Füllung des Da’wa-Begriffes im gegenwärtigen Islam gibt es eine große Bandbreite. Manche verstehen darunter ein politisches Aktionsprogramm zur Erlangung der Herrschaft, andere im Gegenteil die Reinigung des Islam von unlauteren (politischen) Motiven, manche bezeichnen so ihre Bildungsanstrengungen zur Islamisierung, andere einen muslimischen Beitrag zur pluralen Gesellschaft.

Aktivitäten in Deutschland

Für die Situation in Deutschland benannte Prof. Wrogemann vier Arten von Da’wa-Aktivitäten:

a) Siedlungsformen und Zeugnisgemeinschaften versuchen, durch ausstrahlende Zentren gemeinschaftlichen Lebens ein gewinnendes Zeugnis für den Islam abzulegen. Beispiele sind z.B. die von Abdul Fatah versuchte Gründung einer islamischen Mustersiedlung in Norddeutschland oder das Sufi-Zentrum von Scheich Abdullah Halis Dornbrach im Brandenburgischen Trebbus (www.mevlevi.de).

b) Die Etablierung muslimischer Jugendkulturen spricht auf spezifische Weise die 1,6 bis 1,8 Millionen Muslime unter 25 Jahren in Deutschland an. Insbesondere die Hiphop-Szene nimmt so etwas wie eine Monopolstellung ein, während Punk, Gothic, Techno und Heavy-Metal bei muslimischen Jugendlichen kaum ankommen. Neben der integrierenden Jugendkultur in der Hiphop-Szene gibt es auch dezidiert abgrenzende Profilierungen islamistischer Initiativen, die sich als Gegenkulturell verstehen, z.B. Pierre Vogels’ „Einladung zum Paradies“ (www.diewahrereligion.de) oder diewahrheitimherzen.net. In der Regel wird die Abgrenzung von der „westlichen“ Kultur auch äußerlich deutlich gemacht (arabische/orientalische Kleidung, Bart, Verschleierung der Frauen…).

c) Transnationale Gruppierungen mit konservativer Ausrichtung wirken zunächst unpolitisch in verschiedene Moscheen hinein. Die „Sunnitisierung“ des Lebensstils bereitet allerdings mitunter auch radikaleren Djihadis den Boden. Die Aktivisten tragen meist traditionelle Kleidung und sind in kleinen Gruppen von 5-10 Personen unterwegs, die in Häuser eingeladen werden und Predigttouren unternehmen.

d) Einladung zum Islam auf dem Weg der Öffentlichkeitsarbeit betreibt z.B. das bereits 1982 gegründete „Haus des Islam“ in Lützelbach. Informationsarbeit und Bildung, Sprachkurse, Wochenendseminare und Buchpublikationen sowie Zeltlager, Freizeitaktivitäten, Reisen und Wallfahrten sollen die davon angesprochenen Personen über den Islam in einer gewinnenden Perspektive informieren und gemeinsames muslimisches Leben befördern. Einzelne Initiativen sind mit Erfolg von anderen Muslimen aufgegriffen worden: So gibt es seit dem Jahr 2000 jährlich bundesweit einen Tag der offenen Moscheen.

Für die weiteren Forschungen benannte Prof. Wrogemann eine Reihe von Themenfeldern, mit denen eine genauere Beschäftigung lohnend wäre: In welcher Weise geschieht der Rückbezug auf islamische Traditionsmuster (Das Leben Mohammeds als Drehbuch für das eigene Leben)? Welche methodischen und technischen Umsetzungen von Da’wa werden praktiziert? Wie werden Angehörige anderer Weltanschauungen gedeutet? Gibt es ein kritisches Verhältnis zur eigenen Religionsgeschichte?

In seiner Antwort betonte Mohammed Siddiq vom Haus des Islam, der in Berlin geboren und im Alter von 17 Jahren zum Islam konvertiert war, dass Da’wa in den allermeisten Fällen zunächst innere Mission bedeutet: Muslime helfen sich untereinander, um zum Islam zurück zu finden. Dass ein authentisch gelebter Islam seine Ausstrahlung nach außen entfalte, ist zwar auch beabsichtigt. Die Mehrzahl der Aktivitäten richtet sich aber primär an Muslime und nicht an Angehörige anderer Religionen. So betonte Mohammed Siddiq unter Verweis auf die Koranische Aussage, dass es keinen Zwang im Glauben geben dürfe, die Offenheit der „Einladung zum Islam“, wie sie mit dem Begriff Da’wa ausgedrückt werden soll. Dass im arabischen Kernland der Islam militärisch verbreitet wurde, konnte auch Mohammed Siddiq nicht bestreiten. Aber er legte großen Wert auf die Feststellung, dass in die Gebiete, wo heute die meisten Muslime leben (insbesondere Indonesien) niemals eine islamische Armee gekommen sei. Dort habe das von Händlern mitgebrachte authentische islamische Leben seine ihm innewohnende Zeugniskraft entfalten können.

Mission im Hinduismus

Auf einer Konferenz der Sanatana Dharma Foundation in den USA gebrauchte eine Rednerin Begrifflichkeiten aus dem Bereich evangelikal geprägter christlicher Missionsbemühungen für die Aktivitäten zur Verbreitung hinduistischer Vorstellungen. So gehe es darum „to evangelize the ideal of dharma“. Das zweite Beispiel, mit dem Prof. Dr. Andreas Nehring von der Universität Erlangen seinen Vortrag eröffnete, handelte von der in den USA gegründeten „Saiva Siddhanta Church Concord Mission“, die mit hinduismtoday.com eines der in Indien meistgelesenen Online-Magazine herausgibt. Diese Beispiele zeigen, in welch starker Weise indische Mission von europäischen Vorbildern geprägt ist. Eine originär hinduistische Mission beschreiben zu wollen ist so gesehen schwierig. Das beginnt mit dem Problem, „Religion“ im Blick auf Indien überhaupt angemessen zu definieren, denn mit dem Begriff verbindet sich ein europäisches kulturelles Konzept. Dies setzt sich fort mit der Bestimmung von dem, was „Hinduismus“ sein soll. Der Begriff beschreibt nicht eine spezifische Religion, sondern die große Vielfalt der verschiedenen Religionen in Indien, die weder Christen noch Muslime sind. Insofern ist es erstaunlich, dass die Saiva Siddhanta Church nicht nur den Kirchenbegriff, sondern auch sonst viele westliche Formen für sich aufnimmt und adaptiert.

Wie wird man Hindu?

Über Jahrhunderte war der Hinduismus keine missionarische Religion. Mahatma Gandhi wollte in der grundsätzlichen Zurückweisung des Proselytismus sogar einen wichtigen Grund für die hinduistische Toleranz erblicken. In 5 Strängen haben sich ab dem 19. Jahrhundert aber doch Bewegungen zur Ausbreitung hinduistischer Religionsformen gebildet:

1) Die neovedantische Ramakrishna-Mission vertritt zwar noch die Auffassung, dass es verschiedene Wege zur Wahrheit gebe, hält aber ihren Weg für den priveligiertesten zur höchsten Wahrheit.

2) Die Bhakti-Bewegungen, von denen die Internationale Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein (ISKCON) die prominenteste Vertreterin darstellt, sehen in der liebenden und dienenden Hingabe an die höchste Gottheit (hier: Krishna) einen Weg zu Heil und spiritueller Vollendung, der allen Menschen offen steht.

3) Guru-Bewegungen wie z.B. die Transzendentale Meditation (Maharishi Mahesh Yogi), die Sathya Sai Mission (Sathya Sai Baba) und andere hinduistisch orientierte Bewegungen sind inzwischen international aufgestellt. Oft sind sie im Westen entstanden und richten sich stark an westliches Publikum.

4) Eine Sanskritisierung nimmt eine zunehmende Angleichung an brahmanische Rituale vor.

5) Re-Konversionsbewegungen bemühen sich dezidiert, Christen, Buddhisten und Muslime zurück zum Hinduismus zu bekehren.

Die Shuddhi-Bewegung

Zu diesen letztgenannten Re-Konversionsbewegungen gehört die durch Dayananda Saraswati begründete Shuddhi-Bewegung. Shuddhi ist eigentlich ein traditioneller Begriff für die (rituelle) Reinigung von Verunreinigungen und alle Techniken mit dem Ziel, den eigenen Status der rituellen Reinheit zu erhalten oder zu schützen. Aus Angst vor „christlicher Überfremdung“ infolge der christlichen Mission und Sorge um den möglichen Verlust der hinduistischen Identität gründete Saraswati 1875 den Arya Samaj und entwickelte offizielle Rekonversationszeremonien mit entsprechenden Zertifikaten. Hier wird Shuddhi als Begriff für die (Re-)konversion zum Hinduismus verwendet. Während der vedische Brahmanismus keine universale Religion war, sondern seine Praktiken nur für die Mitglieder der eigenen Kaste reservierte, wurde diese Exklusivität durch hinduistische Reformgruppen aufgebrochen. Deren Aktivitäten sind allerdings nur unter Einbeziehung sozialpolitischer Perspektiven sachgerecht zu verstehen. In der Zeit des 19. Jahrhunderts gab es auch in Indien massive wirtschaftliche und damit gesellschaftliche Veränderungen. Mit Shuddhi verbindet sich der Versuch, soziale Organisation und religiöse Identität zu verbinden. An die Stelle der Abgrenzung durch rituelle Reinheit trat hier die Abgrenzung, um die Verunreinigung mit dem Fremden zu beseitigen. Shuddhi zählt heute zu den am stärksten umstrittenen Ritualen in Indien. Die kommunalen Konflikte um Konversion und Rekonversion nehmen zu. In vielen indischen Bundesstaaten ist die Beihilfe zur Konversion zu einer anderen Religion unter Strafe gestellt (50 000 Rupien oder 3 Jahre Gefängnis).

Krishna-Chanten in Leipzig

Als Antwort und zur Bestätigung berichtete Sadbhuja Dasa (Sten Börning-Schmidt) von den Aktivitäten der ISKCON in Leipzig. Sein Lebensweg hatte ihn nach dem Studium der Erziehungswissenschaft auf spirituelle Wanderschaft durch Taoismus und Buddhismus zu ISKCON geführt. Seit 11 Jahren lebt er als Mönch, wobei er dem deutschen Winter in der Regel nach Indien entflieht. Als den Schwerpunkt der Bhakti-Tradition bezeichnet er die innere Liebe zu Gott. Dabei gehe es nicht um bestimmte Glaubensauffassungen, sondern um eine innere Gottesbeziehung. So sei das Anliegen seiner Bewegung nicht, jemanden zu „bekehren“, sondern zu helfen „spirituelle Fortschritte“ zu machen. Dazu gehöre es, die Identifikation mit dem eigenen Körper zu überwinden und zu erkennen, dass der Mensch ein spirituelles Lebewesen sei, das lediglich in einem Körper steckt. Zentrales Mittel der Bhakti-Frömmigkeit ist das Chanten (singen) der Namen Gottes. Die ersten Schüler des Gründers Prabhupada waren keine akademischen Gelehrten, sondern kamen aus der Hippie-Szene. Deren Anti-Haltung zum Establishment habe das Bild der Krishna-Bewegung geprägt. Aber viele von ihnen seien spirituell nicht weit genug entwickelt gewesen, setzt sich Sadbhuja Dasa kritisch mit der Geschichte der eigenen Bewegung auseinander.

Mission des Buddhismus

Die Wendung von der Suche nach dem eigenen Heil hin zu der Mitteilung an andere aus Mitgefühl liegt den buddhistischen Bemühungen zur Weitergabe der Lehre zugrunde. So wurde zunächst in Benares das Rad der Lehre in Bewegung gesetzt und 61 Mönche ausgesendet, die bettelnd und predigend durch das Land zogen. Damit war der Buddhismus von Anfang an eine missionarische Bewegung, erläuterte PD Dr. Martin Repp aus Frankfurt in seinem Referat.

Über Händler auf der Seidenstraße kam der Buddhismus nach China und traf dort auf enorme Vermittlungsschwierigkeiten aufgrund der großen Differenzen zwischen indischer und chinesischer Kultur. Das indische Ideal der Hauslosigkeit ist für die konfuzianische Ethik mit ihrem Familien- und Traditionsbezug ein schweres Sakrileg. Auch Karma und Reinkarnation erwiesen sich dem chinesischen Weltbild als kaum vermittelbar. Die Schwierigkeiten haben bis heute dazu geführt, dass in Form einer inneren und äußeren Lehre Buddhismus und Konfuzianismus kombiniert und ineinander verflochten auftreten. Zunächst hatten sich viele Personen der Oberschicht zum Buddhismus bekehrt. Durch aktive Mission von Mönchen wurde die Lehre später auch im Volk verbreitet.

Im 3. Jahrhundert kam der Buddhismus auf Einladung des regierenden Fürsten nach Japan, der buddhistische Mönche wegen ihrer Bildung an seinen Hof holte und bald den Buddhismus als Staatsreligion für die höheren Beamten etablierte. Mission im Volk war zunächst verboten. Doch die Mönche hielten sich nicht daran und verbreiteten den Buddhismus auch in der Unterschicht. Oft wurden traditionelle Lokalreligionen oberflächlich in den Buddhismus integriert. Daraus bildete sich ein kombinatorisches System: für die innerweltlichen Belange werden die Schutzgottheiten (Kamis) angerufen, für Tod und das Leben danach ist Buddha zuständig.

In Europa wurde der Buddhismus ab 1800 durch intellektuelle Bildungsbürger populär, die ihn vor allem als Morallehre und Weltanschauung rezipierten. Seit 1900 kam es mit der Entwicklung der Dampfschifffahrt zunehmend zu realen Begegnungen. 1903 wurde in Leipzig der erste buddhistische Verein gegründet. 1955 entstand die Deutsche Buddhistische Union. Inzwischen ist auch das christliche Abendland zum Gegenstand gezielter buddhistischer Mission geworden. Die Verkopfung des Christentums und der Verlust an meditativen und kontemplativen Praktiken bieten hier Anknüpfungspunkte.

Buddhistischer Wahrheitsanspruch

Dr. Alfred Weil von der Deutschen Buddhistischen Union erläuterte in seiner Antwort, dass es dem Buddhismus weniger um „Glauben“ gehe, sondern um „Wissen, Verstehen und Einsicht“. Angesprochen sei nicht der „Anders-Gläubige“, sondern jeder, der die Wahrheit hören will. Mündliche Lehren stehen folglich im Zentrum der Vermittlung. Damit Verbunden ist aber der Anspruch, dass die Richtigkeit der Lehren prinzipiell selbst erfahren werden kann. Der Buddhismus hat in diesem Sinn durchaus einen Wahrheitsanspruch. Man kann sich nicht einer Religion anschließen ohne das innere Gefühl, dass diese das Optimum sei. Folglich nehmen Buddhisten für sich in Anspruch: wir haben die Wahrheit entdeckt. Allerdings gilt dies vollkommen nur für den Buddha. Schon seine engsten Schüler hatten nicht alles richtig verstanden. Deshalb ist auch im Buddhismus nichts gänzlich fehlerfrei. Dennoch bleibt es dabei, dass verschiedene religiöse Richtungen unterschiedliche Reichweiten haben. Manche behaupten, dass alle Religionen sich auf dem Gipfel des Berges treffen, auf den sie nur verschiedene Wege nehmen. Buddhisten sagen dazu: Alle religiösen Traditionen führen zum Berg, aber nicht alle auf den Gipfel. Manche bleiben auf der Alm. Zentral für den Buddhismus ist zudem die Einsicht, dass niemand mit Gewalt zu einer Einsicht gebracht werden kann.

In diesem Punkt waren sich letztlich alle Referenten – quer durch die Religionen – einig. Dazu ermahnt auch der neuen Verhaltenskodex für Mission des ÖRK. Angesichts dessen, dass alle Referenten den Begriff der Einladung zum Glauben für weniger mit Missverständnissen belastet hielten, wurde spontan vorgeschlagen, die Missionswissenschaft doch in „Einladungswissenschaft“ umzubenennen. Auch wenn dies nicht weiter verfolgt wurde, ist etwas Wesentliches damit ausgedrückt: Mission bedeutet nicht Zwang, sondern Einladung.

Harald Lamprecht

 

 

 

Harald Lamprecht

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