Nahrungsergänzungsmittel: Überdosiert, überflüssig, mit sektenhafter Vertriebsstruktur

Das österreichische Verbraucherschutzmagazin „Konsument“ hat in seiner Ausgabe 2/2013 einen aufschlussreichen Test von Nahrungsergänzungsmitteln im Direktvertrieb publiziert. In dem Bericht werden zwei Problembereiche sehr deutlich:

a) Die Produkte: Nahrungsergänzungsmittel sind fast immer überflüssig. Wer sich halbwegs ausgewogen ernährt, braucht sie nicht. Gleichwohl werden die überteuerten Produkte mit z.T. abenteuerlichen Versprechungen angepriesen. Bei fast allen Anbietern käme es aber bei Einhaltung der von den Verkäufern empfohlenen Einnahme zu Überdosierungen von Vitaminen und Mineralstoffen, die auf Dauer keineswegs ungefährlich sind.

b) Die Vertriebsform: Die untersuchten Unternehmen Amway, FitLine, Herbalife und Juice Plus verkaufen Ihre Produkte im „Multi Level Marketing“ bzw. „Direktmarketing“. Alle Tester der Zeitschrift wurden von den jeweiligen Verkäufern sogleich als Weiterverkäufer anzuwerben versucht. Dabei wird den potenziellen neuen Verkäufern zunächst geschmeichelt und die Aussicht auf ein zweites finanzielles Standbein in der Selbständigkeit suggeriert. Bei Motivationsveranstaltungen für die Mitarbeiter werden märchenhafte Einkommen vorgerechnet, mit denen ein kompliziertes Provisionssystem verschleiert wird, bei dem hauptsächlich die oberen Ebenen verdienen. Hauptproblem dieser Vertriebsform ist aber, dass der eigene Freundes- und Bekanntenkreis für das Geschäft ausgebeutet werden soll - was diese sozialen Beziehungen aller Regel zerstört. Die Folgen sind mitunter sektenhafte Isolation. Auch über massiven sozialen Druck beim Versuch, wieder auszusteigen, wird in dem Artikel der Zeitschrift berichtet.

HL / Konsument 2/2013, 24-27

Artikel-URL: https://www.confessio.de/news/729

Dieser Beitrag ist erschienen in Confessio 1/2013 ab Seite 04