Dialog mit dem Bruno-Gröning-Freundeskreis

Reaktion des Pressesprechers auf diese Internetseiten (2001)

Ende Oktober 2001 erhielt die Arbeitsstelle für Weltanschauungsfragen folgendes Schreiben von Jürgen Block, Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Bruno–Gröning–Freundeskreises:

Hennef, 26. Oktober 2001

Sehr geehrter Herr Lamprecht,


mit Verwunderung habe ich auf Ihren Internetseiten ,,Confessio” Annahmen und Interpretationen über den Bruno Gröning-Freundeskreis entnommen, die offensichtlich auf erheblichen Missverständnissen und Fehlinformationen Ihrerseits beruhen.

Ich habe Verständnis für Ihre Arbeit und sehe die Wichtigkeit der Untersuchung von möglichen Gefährdungen im Sinne der wohlverstandenen Interessen der Bürger. Nach meiner jahrelangen Erfahrung ist es aber keine Seltenheit, dass gerade intellektuell gebildete Menschen das Phänomen der Heilung auf dem geistigen Weg und somit das Geschehen in und um den Bruno Gröning–Freundeskreis nicht erfassen und verstehen können. Deshalb möchte ich Sie mit einer Richtigstellung unterstützen und Sie bitten, Ihre Unterlagen entsprechend zu berichtigen.

Die Basis der öffentlichen Informationsarbeit des Bruno Gröning-Freundeskreises bilden die vielen Berichte von Heilungen auf dem geistigen Weg durch die Lehre Bruno Grönings. Ob man das nun glaubt oder nicht, so sind die nach strengen medizinischen Maßstäben dokumentierten Heilungen dennoch Tatsachen. Diese Heilungen sind durch Nachuntersuchungen von unabhängigen, d. h. nicht mit dem Freundeskreis in Verbindung stehenden Ärzten, bestätigt worden. In Anbetracht der Seriosität dieser Vorgehensweise verbieten sich Verdächtigungen der „Unzuverlässigkeit” oder der „Manipulation”.

Der Bruno Gröning-Freundeskreis zeichnet sich im Übrigen durch einen offenen und in dem Bewusstsein einer gemeinsamen Verantwortung für die Zukunft wurzelnden Umgang mit der Öffentlichkeit aus. Dies unterstreichen die von Ärzten durchgeführten Fachvorträge in bislang über 60 Ländern eindrucksvoll. Wesentliche Absicht dabei ist die Information der Interessierten über die Möglichkeiten und Grenzen der Heilung auf dem geistigen Weg. Der Information und nicht der Werbung dienen auch die Informationsbroschüre und die Einladung zum Fachvortrag. Nicht nachvollziehbar sind daher die von Ihnen erhobenen Vorwürfe, die Menschen wären durch falsche Angaben in die Veranstaltung gelockt worden, zumal der von Ihnen zitierte Zeitungsartikel augenscheinlich nicht vom Bruno GröningFreundeskreis initiiert wurde.

Nur der Vollständigkeit halber möchte ich darauf hinweisen, dass die Zugehörigkeit zum Freundeskreis kostenfrei ist (es gibt weder rechtliche noch finanzielle Bindungen) und alle hier Tätigen auch die Ärzte - ehrenamtlich arbeiten. Das heißt auch: Die im Freundeskreis Tätigen vertreten ihre eigene Überzeugung, lassen sich nicht instrumentalisieren und sind sicher keine Lobbyisten. Nach meiner Kenntnis können sich die meisten Kritiker des Freundeskreises nicht mit diesen idealistischen Attributen schmücken.

Viele Menschen suchen in der heutigen Zeit Hilfe und Heilung, die ihnen schulmedizinisch oft nicht oder nicht mehr gegeben werden kann. Diesen geben Sie mit falschen Informationen Steine statt Brot. Sie halten diese Interessierten - zumindest fahrlässig - davon ab, sich über einen seriösen Weg zu informieren.

Erlauben Sie mir noch einige Einzelbewertungen zu Ihren Bedenklichkeiten:

a) Der Freundeskreis ist nicht in sich geschlossen und abgeschottet. Somit kann Ihre Behauptung durch die Realität leicht widerlegt werden. Der Freundeskreis freut sich über jeden Interessenten und informiert ja gerade aktiv - wie z.B. in Dresden - über die Möglichkeit, diesen Weg der Heilung auf dem geistigen Weg zu gehen.

Ihre Behauptungen, wie auch die folgenden, sind Bestandteil einer jeden Kritik am Freundeskreis. Sie lassen sich alle auf eine bestimmte Quelle zurückführen und alle schreiben ungeprüft ab. Dadurch geben Sie hilfesuchenden Bürgern fahrlässig falsche Auskünfte.

b) Nicht richtiger wird durch die Wiederholung durch Sie auch die Behauptung der Verweigerung medizinischer Behandlung. Wie sonst könnten sich über 5000 Angehörige heilkundlicher Berufe zur Medizinisch-Wissenschaftlichen Fachgruppe bekennen (ich empfehle die Lektüre unserer Internetseiten bzw. der Pressemappe). Gerade das Gegenteil Ihrer Behauptung ist richtig. Nach wiederholter Ansicht der Videoaufzeichnungen der Veranstaltung in Dresden ist eindeutig nachzuweisen, dass die Notwendigkeit weiterer medizinischer Versorgung ausdrücklich mehrfach hervorgehoben wurde. Dies ist für die Referenten selbstverständlich und daher liegt hier ein Irrtum Ihrerseits vor. Ich bin gespannt, ob Sie für diese und andere Behauptungen den Beweis antreten können.

c) Geradezu gewagt halte ich Ihre Anmerkungen zum Wissenschaftscharakter der Medizinisch-Wissenschaftlichen Fachgruppe. Einem Nichtmediziner wie Ihnen dürfte die fachliche Beurteilung der Arbeit unsere Ärzte schlechterdings nicht möglich sein.

Vor dem Hintergrund, dass viele Menschen Hilfe und Heilung suchen wäre es geradezu fatal, wenn diese durch Ihre Veröffentlichungen davon abgehalten würden, sich über Hilfe und Heilung durch die Lehre Bruno Grönings zu informieren. Wir bitten Sie darum die Darstellungen im Internet zu überarbeiten. Selbstverständlich sind wir Ihnen dabei gerne behilflich.


Mit freundlichen Grüßen

(Jürgen Block)


Antwortschreiben an den Bruno-Gröning-Freundeskreis:

Dresden, den 29. November 2001

Sehr geehrter Herr Block,

Ihr Schreiben vom 26. Oktober 2001 habe ich erhalten. Leider komme ich erst heute dazu, Ihnen zu antworten, da ich in der vergangenen Zeit sehr stark eingespannt war. 

Sie haben in Ihrem Brief dargelegt, dass Sie zu einigen auf meiner Webseite (www.confessio.de/therapie/groening/) beschriebenen Sachverhalten eine andere Sicht der Dinge haben. Gestatten Sie, dass ich zu Ihrem Schreiben im einzelnen Stellung nehme:

1) Heilungen: Sie weisen darauf hin, dass die Heilungen von seriösen Ärzten dokumentiert wurden und sich von daher „Verdächtigungen der ‘Unzuverlässigkeit‘ oder der ‘Manipulation‘“ verbieten. 

Dazu möchte ich klarstellen, dass ich dies auch nicht getan habe. Sie finden diese Begriffe nicht in meiner Darstellung ihrer Gemeinschaft. Es ist kein guter Stil, Behauptungen widerlegen zu wollen, die der Gesprächspartner gar nicht aufgestellt hat. 

Ich bestreite nicht die von den Ärzten dokumentierte Heilung, sondern unterscheide zwischen der Heilung und ihrer Deutung. Die Heilung mag wissenschaftlich dokumentierbar sein. Die Deutung als Wirkung des Heilstromes ist es hingegen nicht. Dies ist ein Gegenstand des Glaubens. So, wie nicht wenige Christen glauben, dass Jesus ihnen Heilung schenkt, so glauben die Ärzte der „Medizinisch-Wissenschaftlichen Fachgruppe“, dass die von ihnen beobachtete Heilung auf den Bruno Grönings Heilstrom zurückzuführen sei. Beweisen können sie dies ebensowenig wie die Christen.

2) Öffentlichkeitsarbeit: Ihnen erscheint meine Beobachtung „nicht nachvollziehbar“, dass Besucher mit falschen Vorstellungen in die Veranstaltung gelockt wurden. Darum möchte ich sie Ihnen noch etwas erläutern.

Das Verständnisproblem resultiert offenbar aus der Differenz von Selbst- und Fremdwahrnehmung. Sie versuchen, Ihre Veranstaltungen in der Öffentlichkeit als wissenschaftliche Fachvorträge zu präsentieren. Nach meiner Beobachtung verdienen sie diese Bezeichnung aber nur zum Teil. Ihrem eigentlichen Wesen nach sind sie nach meiner Einschätzung Informations- (und damit zugleich auch Werbe)veranstaltungen einer religiösen Gemeinschaft. Dieser - nach meiner Sicht wesentliche - Aspekt kam in der öffentlichen Präsentation zu kurz. So erwarteten die Besucher, mit denen ich mich unterhalten habe, wie sie Sie es selbst schreiben „Informationen“ „über die Möglichkeiten und Grenzen der Heilung auf dem geistigen Weg.“ Dies ist mehr als die Präsentation von Glaubensaussagen über eine ganz bestimmte Art geistiger Heilung. Andere Formen der Geistheilung fanden keinerlei Berücksichtigung. Auch von Grenzen habe ich wenig gehört. Es fehlte völlig der kritische Umgang mit dem Phänomen geistiger Heilung, die Diskussion von alternativen Erklärungen etc., weshalb das Attribut der „Wissenschaftlichkeit“ für die Gesamtveranstaltung nicht passend ist. 

3) Geschlossenheit: Die von Ihnen genannte Freude über jeden Interessenten und die aktive Information nach außen hin schliesst überhaupt nicht aus, dass eine Gemeinschaft sich dennoch in sich geschlossen sein kann. (Nur als Beispiel: die Zeugen Jehovas kennt fast jeder durch ihre aktive Haustürmission - dennoch sind sie eine außerordentlich stark abgegrenzte Gemeinschaft.) Wenn, wie Sie selbst schreiben, der Hinweis auf die möglichen sozialen Folgen einer Mitgliedschaft im Bruno-Gröning-Freundeskreis „Bestandteil einer jeden Kritik am Freundeskreis“ ist, dann sollten Sie überlegen, was Sie vielleicht verändern können, um solche Kritik künftig zu erübrigen. Es ist leicht, diese Kritik mit der (unzutreffenden) Behauptung ungeprüften Abschreibens wegwischen zu wollen. Ob es hilft erscheint auf lange Sicht eher fraglich.

4) Medizinische Versorgung: Es freut mich, wenn Sie die Notwendigkeit weiterer medizinischer Versorgung in Ihren sonstigen Veranstaltungen tatsächlich so stark betonen, wie Sie es in Ihrem Brief schreiben. Ich will mich an dieser Stelle gern von Ihnen korrigieren lassen. Allerdings bleibt es dabei, dass in Dresden mehrfach von Referenten das eigenständige Absetzen der ärztlichen Medikation berichtet wurde, wie Sie anhand Ihrer Aufzeichnungen leicht verifizieren können. Aufgrund der Vorbildwirkung einer solchen Veranstaltung halte ich dies für bedenklich. 

5) Fachliche Beurteilung: Sie meinen, als Nichtmediziner sei mir die fachliche Beurteilung der Arbeit der Ärzte schlechterdings nicht möglich. 
Wie ich unter 1) schon ausführte, habe ich nicht die medizinische Darstellung, sondern die religiöse Deutung der Ärzte fachlich beurteilt. Dafür behaupte ich aber im Rahmen meiner Ausbildung und Beauftragung durchaus fachliche Kompetenz zu haben.

Wie Sie meinen Erläuterungen entnehmen können, sehe ich momentan keinen Anlass, meine Darstellung im Internet grundlegend zu überarbeiten. Um Ihrem Anliegen dennoch entgegenzukommen biete ich Ihnen an, Ihr Schreiben mit auf meinen Seiten zu veröffentlichen, damit sich die Besucher selbst ein umfassendes Bild machen und beide Auffassungen lesen können. 

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. Harald Lamprecht

[Hinweis: Herr Block hat der angebotenen Veröffentlichung seines Schreibens zugestimmt.]

Dr. Harald Lamprecht

ist Beauftragter für Weltanschauungs- und Sektenfragen der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens und Geschäftsführer des Evangelischen Bundes Sachsen.

Artikel-URL: https://www.confessio.de/artikel/1021