„Kirche des Kopierens“ nicht anerkannt

Pseudoreligion in Schweden will Filesharing unter Religionsfreiheit stellen

Religionen genießen besonderen staatlichen Schutz. Wenn es gelänge, Filesharing (Dateiaustausch über das Internet) als Religion zu deklarieren, würde dies die staatliche Verfolgung deutlich erschweren. So haben sich seit rund einem Jahr verschiedene schwedische Filesharer zu der „Missionary Church of Kopimism“ zusammengeschlossen, um ihren Glauben an das freie Teilen von Informationen vom Staat als Religion anerkennen zu lassen. Auf dieses durchsichtige Manöver sind die schwedischen Behörden aber nicht eingegangen. Mittlerweile wurde bereits der zweite diesbezügliche Antrag von den Behörden abgelehnt. Wie das Schweizer Portal „20min.ch“ unter Berufung auf den Blog „TorrentFreak“ schreibt, half auch die Ernennung der Tastenkombinationen CTRL+C und CTRL+V als heilige Symbole der „Copy-Paste-Religion“ nicht, die Behörden zu überzeugen.

Die von Philosophiestudenten gegründete „Kirche“ soll laut TorrentFreak etwa 1000 Anhänger haben. Geschlagen will sich die junge „Religionsgemeinschaft“ aber noch lange nicht geben: „Eins ist sicher. Wir werden uns weiterhin treffen, weiterhin ans Kopieren glauben, unseren Glauben vertiefen und auf politischem Weg für eine Welt kämpfen, in der Kopieren nicht nur akzeptiert, sondern begrüßt wird.“ meinte „Kirchengründer“ Isak Gerson gegenüber „TorrentFreak“.

Es ist nicht das erste Mal, dass der rechtliche Schutz für Religionsgemeinschaften missbraucht werden soll, um ganz anders gelagerte Ziele zu erreichen. So bemüht sich seit Jahrzehnten die Scientology-Organisation um die Anerkennung als Religion, um damit staatliche Kontrollen zu unterbinden und Steuervorteile zu gewinnen.

20min.ch 11. 7. 2011

Artikel-URL: https://www.confessio.de/index.php/news/654

Autor
HL
Dieser Beitrag ist erschienen in Confessio 3/2011 ab Seite 02