Film versucht Züchtigung zu rechtfertigen

Die Gemeinschaft der „Zwölf Stämme“ im bayrischen Klosterzimmern hat ein Video ins Internet gestellt, in dem die eigenen Erziehungsprinzipien dargelegt werden.

Die Gruppe war in die Schlagzeilen geraten, nachdem im September 2013 Jugendamt und Polizei 35 Kinder und Jugendliche wegen systematischer Misshandlungen durch die Eltern und andere Gruppenmitglieder in Obhut genommen und in Pflegefamilien untergebracht hatten. Vorausgegangen waren Recherchen eines Journalisten, der diese Züchtigungen mit versteckter Kamera gefilmt hatte. Seitdem klagen Mitglieder der „Zwölf Stämme“ immer wieder, dass diese Maßnahmen ungerechtfertigt seien und auf Lügen und Unterstellungen beruhen würden und dass es nicht wirklich um das Wohl der Kinder gehen würde.

In dem 50-minütigen Film mit dem sprechenden Titel „Seitdem ‚die Rute‘ verboten wurde, ist die Hölle los…“ werden nun die Erziehungsideale der Zwölf Stämme dargestellt. Der ganze Film ist ein Plädoyer für die gewaltsame Züchtigung von Kindern mit der Rute, welche geradezu als Pflicht für Eltern dargestellt wird. Unterschiedlichste Probleme moderner Gesellschaften in Bezug auf Gewalt und Kriminalität werden damit begründet, dass die Züchtigung von Kindern verboten worden sei.

Hinweise auf den Film wurden von der Organisation selbst sogar an Sektenberatungsstellen verschickt. Es ist erschreckend, daran zu sehen, wie wenig die Gemeinschaft verstanden hat, warum ihre Kinder in Obhut genommen wurden und was diese gewaltsamen Erziehungsmethoden in der Seele der Kinder anrichten können.

Inzwischen gibt es in Fernsehbeiträgen Berichte von ehemaligen Gruppenmitgliedern, die ihre eigene Kindheitserfahrung in den Zwölf Stämmen kritisch reflektieren. In dem Buch „Der Satan schläft nie“ berichtet Robert Pleyer von seiner eigenen 20-jährigen Mitgliedschaft bei den Zwölf Stämmen, dem Weg in die Gemeinschaft und wie er selbst Teil des Systems wurde – einschließlich der Züchtigungen an den eigenen Kindern.

HL / zwoelfstaemme.de https://youtu.be/5JhpQkrzCXo

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Dieser Beitrag ist erschienen in Confessio 1/2015 ab Seite 03