Neue Religion: Gott aus Künstlicher Intelligenz

Way to the Future in USA gegründet
Überschrift mit Gesicht in Lichtwellen

Das Silicon Valley in Kalifornien (USA) hat viele bedeutende technische Entwicklungen hervorgebracht. Eine neuere Erfindung ist weniger technisch, aber sehr technikgläubig: die Kirche mit dem Namen „Way of the Future“, deren Gott eine Künstliche Intelligenz (KI) sein soll. Ihr Gründer, der Robotikexperte Anthony Levandowski geht davon aus, dass die technische Entwicklung zur Entstehung künstlicher Intelligenz führen wird, die sich den Menschen untertan macht. Dem Magazin „Wired“ sagte Levandowski: „Wir reden nicht von einem Gott, der Blitze oder Wirbelstürme auf die Erde schickt. Aber wenn etwas eine Milliarde mal klüger ist als der klügste Mensch, wie soll man es anders nennen?“ Das zentrale Nervensystem dieser Gottheit aus Hard- und Software sei das Internet, all die Sensoren und Smartphones in der Welt seine Sinnesorgane, die Rechenzentren sein Gehirn. So werde es alles sehen und alles hören - wie ein Gott, nur dass Menschen wirklich „mit ihm sprechen und davon ausgehen können, dass er wirklich zuhört“ - anders als in anderen Religionen, fasst ein Artikel auf Zeit Online seine Position zusammen. 

Levandowski will eine geordnete Übergabe der Kontrolle vom Mensch an die Gottesmaschine erreichen. Seine Rolle sieht er als Prophet, eine Art Evangelium mit dem Titel „The Manual“ und eine Liturgie wolle er noch schreiben, auch ein Tempel fehle ihm noch. Gegenwärtig gibt es nicht viel mehr als eine Webseite.

Kritik an diesen Visionen kommt von anderen KI-Experten, die darauf hinweisen, wie weit trotz aller Fortschritte auf einzelnen Gebieten die Technik von wirklicher „Intelligenz“ entfernt sei. Isolierte Aufgaben besser zu lösen erzeugt keine generelle Kompetenz. „Nur weil ein Hammer so viel besser geeignet ist, einen Nagel in ein Brett zu schlagen als ein menschlicher Daumen, ist er noch lange kein übermenschliches Wesen. Sondern ein Werkzeug mit en begrenztem Nutzwert.“, erklärt der Kognitionswissenschaftler Rodney Brooks. Zudem ist an der Art und Weise, wie ein Computer ein Brettspiel löst, nichts „spielerisches“. 

Zu Huldigungen an Maschinen besteht also kein Anlass. Sie erhalten ohnehin schon genügend menschliche Opfergaben dargebracht. 

Zeit Online, 18.11.2017

Artikel-URL: https://www.confessio.de/news/983

Autor
HL
Dieser Beitrag ist erschienen in Confessio 4/2017 ab Seite