Kirchenkritiker bereiten Aktionen vor

Vor einigen Jahren wurde im Hunsrück die „Giordano Bruno Stiftung“ gegründet. Diese Stiftung hat ein atheistisch – kirchenkritisches Profil und möchte eine „tragfähige säkulare Alternative“ zu den bestehenden Religionen entwickeln. Innerhalb kurzer Zeit hat sich die „Denkfabrik für Humanismus und Aufklärung“, so eine Selbstdarstellung, geschickt positioniert. Zahlreiche religionskritische Initiativen mit zum Teil derber Polemik wurden hier erdacht. So z. B. die Aktionen „Glaubst du noch oder denkst du schon?“ oder die bizarre Idee zur Umwandlung des Feiertags „Christi Himmelfahrt“ in einen „Evolutionstag“. Inzwischen konnte man auch beachtlich an politischem Einfluss gewinnen. So wurde die aktuelle Diskussion um die Staatsleistungen an die Kirchen ebenfalls von dieser Stiftung angestoßen (vgl. Confessio 6/2010, S. 4).

Um ihren Einfluss auszuweiten, wird derzeit die Gründung einer Regionalgruppe der Stiftung im Raum Erfurt-Weimar-Jena vorbereitet. Es ist davon auszugehen, dass man sich hier mit kritischen Aktionen auf den Papstbesuch im Herbst einstellt. Wie schon bei vergleichbaren Anlässen wird man sogenannte „Religionsfreie Zonen“ ausrufen und keck mitteilen, dass man mit dem Papst und natürlich aller Religion nichts zu tun haben möchte.

Auch in Sachsen stellen sich die Kirchenkritiker in diesen Tagen neu auf. Hier ist es der 33. Deutsche Evangelische Kirchentag im Juni, der zu Widerspruch reizt. Daher wurde ein Verein mit dem Namen „GeFAHR e.V. - Gesellschaft zur Förderung von Aufklärung, Humanismus und Religionsfreiheit“ gegründet, der ebenfalls in das Umfeld der Giordano Bruno Stiftung gehört. Dieser Verein breitet eine Petition vor, mit welcher gegen die staatliche Förderung des Dresdner Kirchentags protestiert werden soll. Dazu muss man wissen, dass die gewaltigen Kosten eines Kirchentags zu einem Teil vom Staat getragen werden. So stellt das Land Sachsen fünf Millionen Euro bereit, die Stadt Dresden weitere zwei Millionen. Das ist legitim. In ganz Deutschland werden Großereignisse wie Kultur-, Film- und Musikfestivals finanziell gefördert. Hintergrund ist die Überlegung, dass Kirchentagsteilnehmer mit Übernachtungen, Einkäufen und Restaurantbesuchen auch viel Geld in die städtischen Kassen bringen. Dennoch polemisieren kirchenkritische Gruppen immer wieder gegen diese Unterstützung. In der Petition, die an den Dresdner Stadtrat und den Sächsischen Landtag adressiert ist, heißt es: „Keine Steuergelder für Mission!“ Die Politiker werden aufgefordert, zu verhindern, dass Steuergelder für den Kirchentag Verwendung finden.

Alles in allem zeigen diese Bemühungen, dass die kirchenkritischen Organisationen sich geschickt organisieren. Zwar haben sie nicht viele Mitglieder, aber Fernsehen und Rundfunk greifen im Kontext von Großereignissen wie dem Papstbesuch oder einem Kirchentag gern auf diese Kritiker zurück, um „mal eine andere Stimme“ zu Wort kommen zu lassen. Oft fehlt dann die nötige Differenzierung. Kritik ist erwünscht. Schlichte Polemik hilft jedoch nicht weiter.

Andreas Fincke

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