Religion verhindert Kindermangel

Forschungsergebnisse der Uni Jena zu Religion und Demografie

Zehn Jahre Forschungsarbeit stecken in dem neuen Buch „Religion und Demografie. Warum es ohne Glauben an Kindern mangelt“ von Dr. Michael Blume. Kernpunkt ist der Zusammenhang zwischen Religion und Geburtenrate einer Gesellschaft. Der Religionswissenschaftler vertritt die Meinung, Religionen seien das absolut einzige Mittel genügend Menschen zu motivieren, mehr als zwei Kinder zu bekommen. Das heißt, oberhalb der „Bestandhaltungsgrenze“ für Nachwuchs zu sorgen, um eine langfristige gesellschaftliche Existenz zu sichern. Dabei sei es empirisch nachweisbar, dass es keine nichtreligiöse Populationen jemals geschafft hätte, diese Grenze einzuhalten.

Blume sieht die Religion als unabhängigen demografischen Faktor, sodass unter anderem soziale und politische Kriterien außen vor gelassen werden können. Das zeige sich beispielsweise in der Bildung. Im Vergleich zu konfessionslosen Akademikern, findet sich die deutlich höhere Kinderzahl bei ihren religiösen Kollegen. Und auch totalitäre politische Systeme sind nicht in der Lage dauerhaft eine erhöhte Geburtenraten zu gewährleisten.

Wie also schaffen es Religionen so großen Einfluss auf die Familienplanung der Menschen zu nehmen? Tiefe religiöse Überzeugungen, so Blume, seien Motivation sich einer Sache wirklich hinzugeben. Wenn, um es am Beispiel des Christentums zu erklären, in der Bibel Fruchtbarkeit und Kinderreichtum als göttliche Weisungen gelten, sind Christen bestrebt, sie zu erfüllen.

Die Religiosität misst Blume an der Häufigkeit des Gebetes, welche als „pronataler“ Indikator für seine Untersuchungen dient. Er orientiert sich am Mittelmaß, denn selbstverständlich gibt es innerhalb einer Gesellschaft Abweichungen. Schließlich existieren sowohl Menschen, die viel beten, aber zölibatär leben als auch kinderreiche Nichtgläubige.

Ursprünglich nimmt die Fragestellung Bezug auf die Evolutionsforschung, die sich mit der Entwicklung der Religion und ihrer Fähigkeit zu bestehen auseinandersetzt. Dass sie evolutionär erfolgreich ist, kann als bestätigt gelten. Eine wirkmächtige Ursache dafür findet sich in der sozialen Vererbung, durch die Kinder in der Regel die Religiosität ihrer Eltern übernehmen.

Es ist sicher lohnenswert den einen oder anderen Blick in „Religion und Demografie“ zu werfen, um die Vielfältigkeit der Zusammenhänge zwischen Religion und Gesellschaftsentwicklung zu verstehen.
 

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Dieser Beitrag ist erschienen in Confessio 2/2014 ab Seite 06