Bhakti Marga im KZ Buchenwald

OM-Chanting soll Ort Heilen
Screenshot mit gezeichneter Om-Chanting-Gruppe

Die der hinduistischen Bhakti-Frömmigkeit huldigende Bhakti-Marga Gruppe in Deutschland war bislang kaum Thema öffentlicher Berichterstattung. Mit ihrem aktuellen Projekt haben sie es sogar in die MDR-Fernsehnachrichten geschafft: OM-Chanten im KZ-Buchenwald. 

Das summende Meditieren des mystischen Lautes „Om“ beschreibt die Webseite als „Gruppenpraxis, welche die transformierende Kraft von OM nutzt, um das Selbstheilungspotential der Teilnehmer zu aktivieren. OM Chanting transformiert negative in positive Energie, hilft die Umwelt energetisch zu reinigen und unterstützt das physische, emotionale und spirituelle Wohlbefinden der Teilnehmer.“ Damit das wirkt müsse ein Organisator anwesend sein, „der den Segen von Paramahamsa Vishwananda hat. Durch den Segen des Meisters wird negative Energie in positive transformiert und freigesetzt.“

Über die Absicht der Gruppe, ein solches Chanting am 17. März 2018 auch im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald durchzuführen, hatte schon vorab die Zeitung „Welt“ kritisch berichtet. „Was an diesen Orten geschah, geschieht immer noch in den ätherischen und astralen Bereichen. Nur der Schöpfungsklang Om hat die Kraft, diese Orte zu heilen“, zitiert „Welt“ den Gründer der Bewegung, Paramahamsa Vishwananda.

Zum Event ist sogar ein Drehteam des MDR angerückt, durfte aber weder die Teilnehmenden noch das Event selbst filmen - also blieb nur ein Interview mit dem Vize-Direktor der Gedenkstätte. Dieser verteidigte die Entscheidung als Ausdruck der Religionsfreiheit, die es eben nicht nur christlichen oder jüdischen, sondern auch andern Gruppen erlaube, sich gemäß ihren religiösen Überzeugungen zu versammeln. Da das Andenken der Opfer nicht gestört werde und eine inhaltliche Auseinandersetzung durch Besuch der Ausstellung gewährleistet wurde, sei die Veranstaltung genehmigt worden. Ob die fünf Antifaschisten, die im Schneesturm vor der Tür die offenkundige Irrationalität des Unternehmens beklagten und für Bildung „statt Om-inöser Geschichtsheilung“ einstanden, zahlreicher waren als die Om-Chanter im Inneren des Hauses, bleibt das Geheimnis der Veranstalter.

Zu regelmäßigen Om-Chanting-Kreisen wird nicht nur in Weimar, sondern auch in Halle, Leipzig und Dresden und an vielen weiteren Orten eingeladen.

 

welt.de 15.03.2018, mdr.de

Artikel-URL: https://www.confessio.de/news/1172

Autor
HL
Dieser Beitrag ist erschienen in Confessio 1/2018 ab Seite 04