Landesbischof distanziert sich von Strategic Frontiers Herrnhut

Unterschiedliches Missionsverständnis betont

Landesbischof Bohl hat sich von dem umstrittenen Zweig von Jugend mit einer Mission, „Strategic Frontiers Herrnhut“ distanziert. In einer am 21. Oktober 2009 verbreiteten Erklärung heißt es:

 Die Art der Missionstätigkeit von Strategic Frontiers im ostsächschen Ruppersdorf bei Herrnhut entspricht nach Ansicht von Landesbischof Jochen Bohl nicht dem Verständnis von Mission in der sächsischen Landeskirche. Das ARD-Fernsehmagazin Panorama berichtete in der Sendung vom 8. Oktober 2009 kritisch über die Missionspraxis dieser Organisation. Dazu erklärt der Landesbischof:

Die Ev.-Luth. Landeskirche ist für Mission. Mission darf aber nie etwas Gewaltsames bekommen. Sie darf nie überrumpelnd sein oder von mangelndem Respekt gegenüber den Menschen, denen das Evangelium nahe gebracht werden soll, begleitet sein. Genau dies ist aber in den öffentlichen Äußerungen von Strategic Frontiers Herrnhut der Fall. Darum muss sich die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens davon deutlich distanzieren.

Diese Organisation, die unter dem Dach von Jugend mit einer Mission arbeitet, hat sich dort gegen den Willen der Herrnhuter Brüdergemeine angesiedelt. Sie benutzen den Namen und den weltweit bekannten guten Ruf der Herrnhuter Brüdergemeine für ihre Zwecke und schadet damit sowohl dem Ansehen Herrnhuts als auch der christlichen Mission insgesamt.

Die bei Strategic Frontiers Herrnhut gepflegte militante Ausdrucksweise zeugt von einem mangelnden Einfühlungsvermögen. Wo Mission in solcher Weise mit einem westlichen kulturellen Überlegenheitsgefühl gekoppelt wird, werden die Fehler des Kolonialismus wiederholt. Wo die Weltsicht verengt wird und das Leben, Brauchtum sowie bestehende Sozialstrukturen einseitig als Ausdruck dämonischer Beherrschung gedeutet werden, die durch intensives Gebet zu beseitigen sei, ist eine offene Wahrnehmung der Lebenssituation nicht mehr möglich.

Missionarische Kurzzeiteinsätze als spiritueller Abenteuerurlaub ohne ausreichende Ausbildung und Einfühlungnahme in Sprache, Kultur, Lebenssituation und Verhältnisse vor Ort schaden mehr als sie nutzen. Sie können auch den Christen in der Region nachhaltigen Schaden zufügen, wenn die mangelnde Sensibilität und das dominante Auftreten der europäischen Besucher den einheimischen Christen angelastet werden oder sorgsam erarbeitete Vertrauensverhältnisse durch unbedachtes Handeln zerstört werden. Unabdingbar für jede Verantwortungsvolle Missionstätigkeit im 21. Jahrhundert ist daher die enge Kooperation mit den Kirchen vor Ort.

Es ist gut, wenn junge Menschen für ihren Glauben einstehen und ihn weitergeben möchten. Aber sie sollten darauf achten, in welchem Rahmen dies geschieht und ob die Organisation, die sie dabei unterstützt, das nötige Verantwortungsbewusstsein besitzt. Bei Strategic Frontiers in Herrnhut-Ruppersdorf scheint dies nicht der Fall zu sein. 


 
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