Etappen-Auswertung

Rückblick auf die letzte Runde des Ökumenischen Gesprächs zwischen Deutscher Bischofskonferenz und VELKD

„Communio Sanctorum“ – die Kirche als Gemeinschaft der Heiligen, das war der Titel des Abschlussdokumentes der Zweiten Bilateralen Arbeitsgruppe zwischen Deutscher Bischofskonferenz und Vereinigter Evangelisch-Lutherischer Kirche in Deutschland, welches im Jahr 2000 veröffentlicht wurde. Fast zehn Jahre dauerte der umfangreiche Prozess der Erarbeitung von Stellungnahmen im Evangelischen Bereich. Diese liegen nun gesammelt in einem von der VELKD herausgegeben Band vor. Diese Publikation schließt damit die zweite Phase der Gespräche ab. Anlass der Publikation ist aber nicht das Ende des Dialoges, sondern die Eröffnung einer neuen, dritten Gesprächsrunde. Es geht also um die Sicherung des Ertrages und um die Formulierung von Aufgaben für die neue Gesprächsgruppe.

Bilaterale Gespräche in Deutschland als lokale Entsprechung zu den Dialogen auf Weltebene gibt es bereits seit 1976, als die erste Arbeitsgruppe ihren Dienst begann. 1984 publizierte die Kommission ihren Abschlussbericht „Kirchengemeinschaft in Wort und Sakrament“.

Der nun veröffentlichte Auswertungsband beinhaltet Stellungnahmen

a) von Ausschüssen der VELKD (ÖStA, TA, Arbeitskreis der Catholica-Beauftragten)

b) von weiteren kirchlichen Ausschüssen (TA der Arnoldshainer Konferenz, Kammer für Theologie der EKD),

c) von VELKD-Gliedkirchen (Bayern und Sachsen)

d) von evangelischen Fakultäten und Instituten (München, Erlangen-Nürnberg, Tübingen, Konfessionskundliches Institut des Evangelischen Bundes, Bensheim).

Zusätzlich erschlossen wird das Material durch ein knappes Votum der Kirchenleitung der VELKD zum Diskussionsprozess über Communio Sanctorum sowie durch eine ausführlichere Analyse der Stellungnahmen von Prof. Dr. Friederike Nüssel (Heidelberg). Vollständig ist die Sammlung der Stellungnahmen dennoch nicht, denn ihr fehlen nicht nur etliche Aufsätze einzelner Theologen, sondern ebenso die Stellungnahmen von katholischer Seite wie z.B. die der Deutschen Bischofskonferenz.[1]

Inhaltlich bewegen sich die meisten Voten zwischen einer lobenden Anerkennung des Mutes, in „Communio Sanctorum“ auch heiße strittige Fragen wie die Ekklesiologie und die Frage des Papstamtes anzusprechen, und einer mehr oder weniger ausgeprägten Kritik an etlichen vorgetragenen Ergebnissen. So wird der Ertrag von Communio Sanctorum – entgegen der Position der Verfasser – weniger darin gesehen, dass sie neue Türen öffne, sondern dass sie Problemstellen des Dialoges und seiner Methodik deutlicher werden lässt.

In der Frage der verschiedenen Bezeugungsinstanzen des Wortes Gottes (Schrift und Tradition) gehen die Meinungen der Stellungnahmen weiter auseinander und fallen zum Teil gegensätzlich aus (München contra Tübingen). Zu den Bereichen Petrusdienst und Papstamt sowie Heiligen- und Marienverehrung fällt die Kritik der Voten ähnlich aus. Ein Durchbruch ist in diesen Fragen nicht erzielt worden.

Auch wenn es eine Sammlung von Dokumenten zur Rückschau ist, bleibt die Auswertung der Stellungnahmen für alle wichtig, die im ökumenischen Dialog weiterkommen möchten, denn sie zeigt und benennt Schwierigkeiten und Probleme im Rezeptionsprozess, ohne deren Berücksichtigung kein gelingender und ertragreicher Dialog möglich ist.

Harald Lamprecht

[1] Stellungnahme der Deutschen Bischofskonferenz zur Studie „Communio Sanctorum“, Bonn 11. März 2003 (Die deutschen Bischöfe 71), erhältlich über www.dbk.de

 

Artikel-URL: https://www.confessio.de/index.php/artikel/226

Dieser Beitrag ist erschienen in Confessio 3/2009 ab Seite 18