Manfred Lütz

Gott

Eine kleine Geschichte des Größten
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Cover Lütz Gott

In den ersten Jahrhunderten des Christentums bemühten sich eine Reihe christlicher Schriftsteller, die Wahrheit des christlichen Glaubens so darzustellen, dass sie auch den gebildeten römischen Zeitgenossen einsichtig werden konnte. Weil sie Antworten auf ernstgemeinte Anfragen an den christlichen Glauben vom Standpunkt der Vernunft zu beantworten suchten, nannte man sie die Apologeten. Ein solches Unterfangen hat in heutiger Zeit Manfred Lütz mit großem Erfolg unternommen. In der Zeit der großen Angriffe auf das Christentums und den Gottesglauben überhaupt durch Dawkins und andere eifernde Atheisten ist es Manfred Lütz gelungen, ein wirklich lesenswertes Buch mit dem schlichten Titel „Gott - eine kleine Geschichte des Größten“ zu schreiben.

Katholischer Psychiater

Manfred Lütz ist Chefarzt einer psychiatrischen Fachklinik und hat im Laufe seines Lebens auch einmal Theologie studiert. Beides kommt ihm in diesem Buch zu Gute. Lütz vertritt einen soliden rheinischen Katholizismus. Er kommt aus dem Land des Karnevals, schreibt darum gern mit einem Augenzwinkern und ist generell dem Humor nicht abgeneigt, aber in der Sache durchaus ernsthaft. In diesem Buch wendet er sich gleichermaßen gegen beides: gegen einen schlampigen Atheismus, der die Konsequenzen aus seinen Grundannahmen scheut, und gegen einen frömmelnden Glauben, der sich zwar christlich nennt, aber im Alltag doch so lebt, als gebe es Gott nicht.

Gott - das ist für Manfred Lütz der christliche, der trinitarische Gott. In den ersten Kapiteln ist dies nicht ohne Weiteres erkennbar. Dort setzt er sich zunächst mit den philosophischen Grundfragen der Existenz Gottes, deren Befürworten und Leugnern auseinander. In den späteren Kapiteln wird dies aber vollends deutlich, wenn es ihm gelingt, die komplizierten Fragen der Christologie wie z.B. das Verhältnis von Gottheit und Menschheit bei Jesus Christus anschaulich zu schildern.

Respektvoll gegenüber Atheismus

Dabei ist Lütz klar in der Argumentation, aber niemals aufdringlich. Man kann dieses Buch auch als Atheist lesen, solange man es aushält, mit klar formulierten anderen Meinungen auszukommen. Auch dem Atheismus begegnet Lütz mit Respekt und kann Friedrich Nietzsche große Anerkennung zollen als demjenigen, der den Atheismus bis zur letzten Konsequenz zu Ende gedacht hat. Der Respekt vor seinem intellektuellen Gegner unterscheidet dieses Buch wohltuend von einer dumpfen antireligiösen Polemik wie in Dawkins „Gotteswahn“ oder den Auslassungen von Michael Schmidt-Salomon von der Giordano-Bruno-Stiftung. Lütz bemüht sich auch, in einem Durchgang durch die Geschichte des Atheismus manche Ursachen für den Atheismus zu finden und verschweigt dabei auch die Schuld der Kirche nicht. So wird in mancher Hinsicht verständlich, warum mitunter Menschen eine Welt ohne Gott wahrscheinlicher oder auch nur praktischer erscheint. Nicht wenig hängen damit auch verzerrte Gottesbilder zusammen, verschrobene Vorstellungen von Gott, denen man mit Recht den Rücken kehrt.

Vorurteile aufgeräumt

Intensiv – und das ist ein besonderes Verdienst des Buches – befasst er sich mit Missverständnissen und Vorurteilen über Gott bzw. das Christentum, wie sie bis heute noch sehr populär sind. Erklärt (und widerlegt) werden z. B. die Religionskritik von Siegmund Freud und Ludwig Feuerbach ebenso wie die Einwendungen der modernen Hirnforschung. Ausführlich geht er auf das Verhältnis von Glaube und Wissenschaft ein und widerlegt konkret am Fall von Galileo Galilei die immer wieder erhobene falsche Behauptung, christlicher Glaube und Wissenschaft stünden in unüberwindlichem Gegensatz zueinander.

So, wie Aussackungen in den Blutgefäßen mit den dadurch ausgelösten Verwirbelungen den Blutkreislauf behindern, so können solche Missverständnisse ein Hindernis auf dem Weg zum Glauben sein. Darum ist es eine pastorale Aufgabe, diese Hindernisse nach Möglichkeit zu beseitigen. In dieser und den kommenden Confessio-Ausgaben soll dieses Anliegen aufgenommen und solche Irrtümer und Missverständnisse dargestellt und nach Möglichkeit aufgelöst werden.

Insgesamt ist dieses Buch aber weniger ein theoretisches Buch über den philosophischen Gottesbegriff und seinen Realitätsbezug, sondern mehr eine Apologie des christlichen Glaubens insgesamt, der man es abspürt, dass sie aus vielen konkreten Gesprächen mit Menschen erwachsen ist, die ehrliche Fragen an das Christentum und seine Glaubensinhalte haben. Dabei macht er auch vor den schwierigeren Themen nicht Halt: Trinität, Theodizee, Heiligenverehrung, Maria u.a.m.

Das Buch von Manfred Lütz ist nicht nur Atheisten, sondern auch evangelischen Christen und deren Freunden zur Lektüre zu empfehlen, denn eine solche anschaulich und auch für Laien nachvollziehbar geschriebene Begründung des (katholischen) christlichen Glaubens ist nicht oft zu finden.

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Autor
HL
Dieser Beitrag ist erschienen in Confessio 4/2008 ab Seite 12