Lemuels Brunch

Bericht von der Aufführung in der Chemnitzer Stadthalle am 10. August 2002

Ivo Sasek auf Sommertournee 2002

Der Gründer der OCG (Organische Christus-Generation), Ivo Sasek, hat im Juli und August 2002 eine Tournee durch Deutschland, Österreich und die Schweiz unternommen. Von der Veranstaltung am 10. August in der Stadthalle Chemnitz soll im Folgenden berichtet werden.

Auf dem Programm stand am späten Vormittag ein „Gala-Brunch“ mit Kurzreferaten und Liedern von Ivo Sasek, seiner Frau und seiner 10 Kinder sowie am Abend die Aufführung des Musicals „Lemuel - Der Mann zwischen Himmel und Erde“ von Ivo Sasek. Die reichlich 200 Teilnehmenden aller Altersschichten konnten an liebevoll gedeckten Tischen platznehmen und sich auf ein erlesenes 4-Gänge-Menü einstimmen. Nach kurzen Ansagen der Veranstalter und dem Einzug seiner Familie betrat Ivo Sasek die Bühne und erläuterte mit sein Grundanliegen mit dieser Veranstaltung:

Weltuntergang

Die Welt ist dem Untergang geweiht. Das Massaker von Erfurt, der internationale Terrorismus, der zunehmende Zerfall der Familien usw. sind deutliche Anzeichen dafür, dass es mit der Menschheit immer weiter bergab geht. Wurden zu Nohas Zeiten die Menschen noch 900 Jahre alt, so werden sie jetzt in Nepal nur noch 40. All dies geschieht, weil die Menschen sich von Gott entfernt haben und meinen, seine Gesetze und Ordnungen ungestraft übertreten zu können. Aber nun wird die Welt von Gott immer mehr ihren Wirkungen überlassen. Sie strebt auf eine Katastrophe zu. Keine Gruppe, keine Kirche oder Denomination ist davon ausgenommen. Aber es gibt einen Ausweg, einen Weg zurück zu Gott, der ihm (Ivo Sasek) von Gott gezeigt worden sei. Dieser besteht in der völligen Unterordnung unter den Willen Gottes und im Aufgeben aller Eigenwilligkeit. Ivo Sasek und seine Familie seien nun hier als ein lebendiger Beweis, dass dieser Weg funktioniert. Davon möchten sie Zeugnis geben in ihren Kurzreferaten und ihren Liedern in der Hoffnung, dass die Teilnehmer angeregt werden, selbst diesen Weg zu gehen.

Frau mit Vision: Unterordnung

Unterbrochen und aufgelockert von den selbstgedichteten und -komponierten Liedern der Sasek-Kinder, die auch auf CD erhältlich waren, folgten Redebeiträge der Familie Sasek. Als erste Rednerin nach der ausführlichen Einleitung erläuterte Ivo Saseks Frau Anni, dass Harmonie in der Familie nur durch das Einhalten der göttlichen Schöpfungsordnungen zu erlangen sei. Es gibt viele Gesetze, an die wir uns gewöhnt haben und von denen wir wissen, dass uns deren Übertretung schadet (z.B. Schwerkraft, Zeit, Elektrizität, Straßenverkehrsordnung). Als eine ähnlich zwingende göttliche Schöpfungsordnung wurde die Haustafel aus Eph. 5,21ff. präsentiert. Anni Sasek bezeugte, wie schwer ihr anfangs die Unterordnung unter ihren Ehemann als dem Haupt der Familie gefallen sei und wie sie es sich abgewöhnen musste, ihn zu „manipulieren“. Früher hatte sie bei Hausumbauten ihre eigenen Wünsche und Vorstellungen mit eingebracht, hatte sich mit gekümmert, ihren Mann gefragt „Ivo, hast du daran gedacht...” Aber erst nachdem sie dies alles als mangelnde Unterordnung bekannt und künftig gemieden hatte, habe Gott ihr inneren Frieden geschenkt und ihrem Mann die Weisheit gegeben, alles perfekt zu richten. Für die Notwendigkeit dieser Unterordnung führte sie aus, dass immer das Haupt denkt, die Organe aber ausführen, sonst wäre der Mensch ein Krüppel und es könne keine Körper mit zwei Köpfen geben. Frau Saseks Anliegen sei es, dass die Frauen in diese Abhängigkeitsrolle wieder hineinfinden sollten. Ihr Mann betonte danach, dass er sich keine Dienerin erzogen habe und wie schwierig es für einen Mann sein kann, seine Frau zu führen und ihre Bedürfnisse „abzuspüren“. Aber um so hilfloser und anvertrauter ein Geschöpf ist, desto liebenswerter sei es, meinte Ivo Sasek. Das Thema der Unterordnung wurde noch mehrfach an diesem Tag wiederholt, sowohl in Liedern als auch im Musical.

Gehorsam als Kind

Als nächste ergriffen Ivo Saseks älteste Söhne Simon (17) und David (15) das Wort. Sie wurden von ihrem Vater als Gegenbeweis dafür eingeführt, dass die Pubertät Rebellion und Absturz beinhalte. Seine Kinder haben im Alter von 13-20 Jahren bereits Erziehungsfunktionen und leiten eigene Kinderversammlungen, in denen hunderte Kinder darüber unterrichtet werden, wie man den Eltern gehorsam ist.

Simon berichtete von Joseph als Beispiel eines standhaften Jugendlichen, David betonte die Notwendigkeit der Treue im Kleinen an Beispielen aus seiner Teilnahme am Straßenverkehr: Er fuhr mit dem Mofa obwohl er nur einen Stempel für das Bestehen der theoretischen, aber noch nicht die Vignette der praktischen Fahrprüfung hatte und wurde prompt von der Polizei erwischt. So sei es auch vor Gott: Zu sagen „Ich habe ja einen Stempel“ d.h. das rechte Bekenntnis reicht nicht, es kommt auf das rechte Tun an. Wegen eines Computerfehlers der Polizei musste er seine Strafe dort nicht bezahlen. „Bei Gott passiert das nicht.“ Gott komme es nicht darauf an, dass wir ihn preisen, sondern dass wir seinen Willen tun. Er schloss seine Ausführungen damit: „Wenn ich nicht in jeder Situation treu meine Sache mache, kann Gott mich nicht gebrauchen.“

Der Beitrag von Tochter Lois (14) betonte, dass die Bibel nicht mystisch, sondern praktisch zu verstehen sei und interpretierte die biblischen Berichte von Simson und Jona in existenzieller Weise auf ihre Gehorsamsbeziehung zu den Eltern. Dabei wurde der Anspruch deutlich, dass in der Familie vollkommene Harmonie herrschen soll. Wenn ein Familienmitglied jedoch nicht in der Ordnung Gottes lebt, entsteht Unruhe. Deren Ursachen müssen gesucht und beseitigt werden, bis die Harmonie wiederhergestellt ist.

Zum Abschluss des „Gala-Brunch“ betonte Ivo Sasek noch einmal den vorbildhaften Charakter seines Familienlebens für alle Christen, die den kommenden Bedrängnissen der Endzeit entgehen und sich Gottes Willen unterstellen wollen.

Das Musical

Am Abend versammelte sich die Besucherschar im kleinen Saal der Stadthalle zur Präsentation des angekündigten Musicals „Lemuel -der Mann zwischen Himmel und Erde“. Zur Einführung erklärte Ivo Sasek, dass er dieses Musical als „prophetisches Stück“ ansehe. Zwar sei es kein unmittelbares Gotteswort, aber er nehme an, dass es sich so durchaus ereignen könne. „Dieses Musical sucht das Spannungsfeld zwischen undifferenzierter Fundamentalismus-Bekämpfung und geradlinigem Christentum zu verarbeiten.“ stand auf den Einladungsplakaten. Was damit gemeint sei erläuterte Ivo Sasek anhand des neuen Antidiskriminierungsgesetzes in Schweden, dass herabsetzende Äußerungen über Homosexuelle unter Strafe stellt, so dass nun die biblische Kritik an der Homosexualität nicht mehr gelehrt werden darf. Wer heute Fundamentalist ist, werde verfolgt wie Bin Laden. Er selbst habe einen sehr schlechten Ruf in den Medien und gelte als extremer Fundamentalist.

Das Musical bestand aus gespielten Szenen, die durch vorab eingespielte Videosequenzen miteinander verbunden wurden. Die Handlung schildert das Leben des Lemuel, eines Menschen, von dem Großes gesagt wird: Er gilt als Repräsentant „von etwas, das mehr als nur König und Erlöser ist - eine ganze Herrscherdynastie, ein ganzes Erlöservolk!“ Drei Engel sind auf die Erde gesandt, um Lemuels Lebensweg zu beschützen und jegliche Sünde von ihm fernzuhalten. Lemuel wird damit auch zum „Musterchrist“, sein Handeln ist in allen Punkten vorbildhaft. Wie eine Mischung aus Weihnachtsgeschichte und Johannesapokalypse erschien die mystische Rahmenhandlung, wobei die Rolle des Herodes von einem roten Drachen übernommen wurde, der die dämonische Seite repräsentierte.

Wie Gottes Willen erkennen?

Die ersten Szenen beschreiben Lemuels Geburt und Kindheit. Seine Geschwister werden immer wieder von Dämonen angestachelt, ihm Unrecht zu tun. Er jedoch hält nach einer ungerechten Ohrfeige, während er Mt 5,39 zitiert, auch seine andere Wange hin. Als Jugendlicher isoliert er sich von den Gleichaltrigen, denn er wolle nur den Willen Gottes tun. Bei der Frage nach dem Diskobesuch habe er gespürt, dass der Friede Gottes nicht darauf ruht. „Dies ist für mich das sichere Zeichen, dass es nicht der Wille Gottes ist.“ sagt Lemuel zu seinen Mitschülern. Von seiner Standhaftigkeit beeindruckt kommen einige der Freunde mit zu ihm nach Hause, um zu lernen, wie man den Willen Gottes im Alltag erfahren kann.

Lemuel berichtet von seiner Bibellesepraxis und erläutert: Man kann den Willen Gottes nur schrittweise erkennen lernen. Bevor wir direkt unter Gottes Willen laufen können, müssen wir unter denen laufen lernen, die Gott uns als Autoritäten gesetzt hat. Dies sind zunächst die Obrigkeit (staatliche Gewalt) und geistliche Führer als (von Gott) Vorgesetzte der Väter und Männer. Frauen sollen sich gemäß Eph. 5 ihren Männern unterordnen, Kinder ihren Eltern. Offenbar berührt dies einen zentralen Punkt in Ivo Saseks Glaubensverständnis, wenn diese Unterordnungen als das wichtigste erscheinen, dass neuen Glaubensinteressenten über Gott mitzuteilen sei.

Wütender Drache

Angesichts der missionarischen Erfolge Lemuels tobt der Drache und fordert von seinen Dämonen die Vernichtung der Anhänger des Christus:

„Klagt sie an als Terroristen, hetzt alle Medien gegen sie auf, bis dass sie im ganzen Land verhasst sind! ... Verstellt euch als Christen, schleicht euch ein in ihre Versammlungen, reizt alle geistlichen Führer gegen sie auf, tut der ganzen Schöpfung durchs Internet kund, was für eine Gefahr hinter diesen Christen steckt...“

In dem nachfolgenden Traum Lemuels tanzen Dämonen um ihn herum, fangen einen Polizisten und benutzen seinen Arm um ihn zu schlagen. Ein Richter, ein Pfarrer und ein Lehrer treten auf, werden von den Dämonen besprungen und wie Rosse gegen Lemuel gelenkt.

Hier wird angedeutet, was im zweiten Teil des Musicals breiter ausgeführt wird: die Auseinandersetzung Lemuels bzw. Ivo Saseks mit einer zunehmend kritischen und als feindlich erlebten Umwelt. Dem kundigen Betrachter wird deutlich, dass Lemuel sehr stark autobiographische Züge trägt und etliche Erlebnisse aus Ivo Saseks Leben verarbeitet, freilich z. T. in abgewandelter und zugespitzter Form. So wird z.B. eine Karikatur eines Theologieprofessors gezeichnet, der die Beschäftigung mit anderen Glaubens-auffassungen verbietet und Lemuel dafür von der Universität verweist. Diese im universitären Rahmen völlig unglaubwürdige Begebenheit thematisiert Ivo Saseks Rausschmiss an einer freikirchlichen Bibelschule. Ebenfalls überspitzt und karikiert ist der Auftritt einer Journalistin bei Lemuels Familie, die ständig ihren Mann (einen Pfarrer) zitiert und hinterher einen reißerischen Artikel produziert.

Lemuels Predigt

Von einer himmlischen Stimme dazu aufgefordert, hält Lemuel in einer Versammlung von hunderten Christen eine Predigt. Diese soll - als Beispiel für Ivo Saseks zentrale Anliegen - hier zitiert werden:

„Gott wird jede Ungerechtigkeit ins Gericht bringen. Jesus Christus hat uns geboten, wir sollen mit den empfangenen Talenten handeln, einige von Euch aber sitzen lieber vor dem Fernseher, gehen ihren Lüsten nach und suchen nur das Ihrige. Jesus hat gesagt: Wen der Sohn Gottes frei macht, der ist recht frei. Ihr Menschen aber behauptet, man könne von den Sünden nicht richtig frei werden. Ihr aber wollt lieber tun und lassen, was euch gerade passt. Ihr wollt nicht, dass Jesus über euch herrscht. Gott will, dass wir in Christus göttlicher Natur teilhaftig werden. Ihr aber wollt lieber weiterleben wie die Würmer. Gott will unsere Vereinigung mit sich selbst. Ihr aber wollt nicht glauben all dem Guten, das Gott gesagt hat.“

Viele strömen nach dieser Predigt nach vorn, unterstellen ihr Leben Jesus und werden von Lemuel gesegnet. Der Predigterfolg wird als Bestätigung der göttlichen Führung aufgefasst. Doch dann trifft die „Frucht der Verleumdung“ ein: der Artikel in der Zeitung wirft dem „Sektenguru“ Lemuel u. a. Menschenrechtsverletzungen an den Kindern und Prügelei vor und verlangt nach der Eindämmung solches „christlichen Terrorismus“ durch die Justiz. Daraufhin klingelt immer wieder das Telefon mit Distanzierungen, Drohanrufen und Beschimpfungen aus der Nachbarschaft, es fliegen sogar Steine durch die Fensterscheibe. Die Lehrerschaft weist darauf hin, dass Kindesmißhandlung strafbar sei und die Veranstaltungshalle für Lemuels nächste Predigt wurde gekündigt. Als Höhepunkt der Geschehnisse dringt ein Überfallkommando der Polizei in die Wohnung ein und verhaftet Lemuel unter heftigen Kämpfen seiner Familie.

Wer nach dem aprupten Ende an dieser Stelle noch Zweifel an der Identifikation Ivo Saseks mit Lemuel hatte, konnte diese zerstreuen als Ivo Sasek vor den Vorhang trat und kritische Zeitungsartikel präsentierte, die seine Tournee begleitet hatten und auf die von ihm früher gelehrte Prügelstrafe für Kinder bezug nahmen. Das Schicksal des Lemuel sei sein eigenes. Dass er selbst unter der Anklage der Kindesmißhandlung in Untersuchungshaft war, erwähnte er nicht direkt, die Entsprechung zu den dargestellten Vorgängen war aber deutlich.

Der neue Hirte

Betrachtet man die Veranstaltung in der Chemnitzer Stadthalle im Gesamtrückblick, so war es eine mit großem Aufwand und vielen engagierten Helfern betriebene Selbstinszenierung eines charismatischen Predigers mit großem Sendungsbewusstsein:

  • am Vormittag die Präsentation seiner Familie als ideales Vorbild gottgefälligen Verhaltens,
  • am Nachmittag die Präsentation seiner Selbstwahrnehmung, gefasst in die Geschichte des Lemuel.

Glaubt man seinen Worten, so geht es ihm eigentlich nicht um sich selbst. Er möchte Menschen zum Tun des Gotteswillens anleiten. Seine Familie und er sind lediglich Vorbilder, gleichsam nur Mittel zum Zweck. Dennoch bleibt es dabei, dass sich mit dem Vorbildwirken ein ungeheurer Anspruch verbindet: In Verbindung mit dem Rundumschlag gegen alle anderen christlichen Gemeinschaften wird den Zuschauern seine Lebensweise als die einzig mögliche Form verwirklichten christlichen Glaubens dargestellt. Die Identifikation Saseks mit Lemuel zeigt es noch deutlicher: Ivo Sasek versteht sich als von Gott berufener neuer Messias („mehr als nur König und Erlöser“), der aus den bestehenden Kirchen und Gemeinschaften ein „neues Herrschervolk“ herausruft, jene die Gottes Willen auch wirklich tun. Im Musical wird zu Lemuel gesagt: „Gott hat dich aber zum Hirten in jener Körperschaft gesetzt, die es von uralter Zeit her gegeben hat, die Gemeinde all jener, die mit der Tat in der Wahrheit wandeln.“ Mit keiner der bestehenden christlichen Gemeinschaften konnte sich Lemuel alias Ivo Sasek einig werden. Darum beschließt er, „den Weg mit Gott alleine fortzusetzen.“ Er fühlt sich mit allen Gotteskindern verbunden, wird aber mehr und mehr in die Isolation getrieben. Aber ist diese Entwicklung wirklich nur durch die immer stärker werdender Verleumdung satanisch verführter Gegner zu erklären, wie es das Musical darstellt? Gibt es dafür nicht auch gewichtige theologische Gründe?

Menschlose Sündlosigkeit

Als grundlegender Differenzpunkt zur übrigen Christenheit muss Ivo Saseks Auffassung angesehen werden, dass der Mensch zu einem Leben ohne Sünde fähig sei, wenn er sich nur ganz Christus öffnet. Die Erkenntnis, dass der Mensch auch als Christ in Sünde verstrickt und damit auf die Vergebung Gottes angewiesen bleibt, vermag er nur als Alibi für faule Eigensucht anzusehen und macht sie verächtlich, wie die Predigt des Lemuel deutlich zeigt. Vor diesem Hintergrund steht auch die für Lemuel (=Sasek?) behauptete Sündlosigkeit, die letztlich nicht so etwas besonderes darstellt, da sie für jeden „wahren“ Christen gefordert wird. Dies sei möglich, indem auf allen Eigensinn, auf alles menschliche verzichtet, und nur Christus Raum gegeben werde. Ein solcher Grundansatz verleiht dem Denken und den Forderungen Ivo Saseks eine Radikalität, die so in der Tat von kaum einer anderen christlichen Gemeinschaft geteilt wird und allenfalls bei den Zeugen Jehovas Parallelen hat, wenngleich dort mit anderen Inhalten.

Dämonische Gegner

Im Toben des Drachen und in dem nachfolgenden Traum Lemuels wird eine bedenkliche Selbstwahrnehmung Ivo Saseks und seiner Bewegung deutlich: Widerstände und Kritik werden als von Dämonen gewirkt aufgefasst. Dass Ivo Sasek mit der Staatsmacht in Konflikt geraten ist, kann er sich nur dadurch erklären, dass Dämonen deren Führung übernahmen. Die kritischen Äußerungen von Vertretern verschiedenster Kirchen gehen nach seiner Sicht auf den Befehl des Drachen zurück. Ihn ficht das nicht an. Der Sektenvorwurf ist Ivo Sasek nicht unbekannt, er vermag ihm aber nur durch Dämonisierung der anderen und Reklamation der göttlichen Autorisierung allein für seinen Weg zu begegnen. Allerdings sind solche Argumentationen wenig geeignet, ihn zu entkräften.

H. Lamprecht (Confessio 4/2002)

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