Ostern - in Plauen ökumenisch

In Plauen gibt es seit vielen Jahren eine vertrauensvolle, ja innige ökumenische Verbundenheit – getragen von der Pfarrerschaft, aber auch sehr geschätzt von den Gemeinden. Im Jahr 2015 konnte ein bedeutender Schritt gegangen werden, indem römisch-katholische, evangelisch-methodistische und evangelisch-lutherische Gemeinden für das Hauptfest der Christenheit einen gemeinsam Anfang gesetzt haben. Das hat es seit der Reformation nicht gegeben. Es war für viele eine bewegende Erfahrung. Deshalb wurde Ostern 2016 in gleicher Weise begangen:

Am Karsamstag um 21:00 Uhr beginnt auf dem Plauener Altmarkt Uhr eine ökumenische Andacht am Osterfeuer. Mit der Wahl dieses Ortes soll das christliche Ostern in die Öffentlichkeit getragen werden. Im Zentrum der Andacht steht das Signieren der Osterkerze. Das ist ein Ritus, den auch die Liturgie der lutherischen Kirche vorsieht. Das Signieren geschieht, in dem der Liturg auf der Kerze das Kreuz Christi nachzeichnet und anschließend die fünf Wunden Christi bezeichnet. Die Osterkerze wird so zum Symbol der Gegenwart des gekreuzigten Christus. Das große brennende Osterfeuer symbolisiert die unbändige Lebenskraft Gottes. Die daran entzündete Osterkerze versinnbildlicht schließlich den vom Tod auferweckten Christus.

Wie im vergangenen Jahr signiert der römisch-katholische Dekan Heinz-Claus Bahman die Kerze für die lutherische Johanniskirche, während die lutherische Superintendentin Ulrike Weyer dies an der katholischen Osterkerze vollzieht. Auch die Osterkerzen der anderen lutherischen Gemeinden wie auch der methodistischen Gemeinde werden hier signiert. Diese Kerzen werden allerdings jetzt noch nicht entzündet.

Anschließend wird eine gemeinsame Prozession gebildet. Die beiden brennenden Osterkerzen voran umrundet die Schar das Rathaus und singt dabei auf eine Melodie von Taizé: „Christus, dein Licht scheint, wir folgen dir. Haben das Licht des Lebens, Licht des Lebens.“ Damit folgen die gläubigen Christen gleichsam Jesus Christus auf dem Weg vom Tod zum Leben – wie einst das Volk Israel der Feuersäule durch die Wüste folgte. An der Lutherkirche (eine rein zufällige Symbolik) trennen sich die Wege – der noch nicht gefundenen Abendmahlsgemeinschaft wegen. Die Katholiken laufen weiter in ihre Herz-Jesu-Kirche, um dort die Heilige Messe zu feiern. Methodisten und Lutheraner bewegen sich in Richtung Johanniskirche. Dort wird die brennende Kerze unter dem Ruf „Christus, Licht der Welt“ in die dunkle Kirche hineingetragen. Dann setzt sich der Gottesdienst mit Lichtfeier, heilsgeschichtlichen Lesungen, Taufgedächtnis, Osterverkündigung und Abendmahl fort. Im Verlauf der Osternachtfeier werden dann auch die übrigen Osterkerzen aus den evangelischen Gemeinden Plauens entzündet. Die jeweilige Flamme wird die Nacht über erhalten, so dass in allen Gottesdiensten am Ostersonntag und Ostermontag Kerzenflammen brennen, die vom ökumenischen Osterfeuer aus der Osternacht stammen - ein bewegendes Zeichen für die Gemeinschaft der Christen über Konfessionsgrenzen hinweg.

Hans-Jörg Rummel, Pfarrer an der St.-Johannis-Kirche Plauen

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Dieser Beitrag ist erschienen in Confessio 1/2016 ab Seite 20