Sogyal Rinpoche gestorben

Rigpa-Schule
Sogyal Rinpoche lehrend

Der Gründer der Rigpa-Schule des tibetischen Buddhismus, Sogyal Rinpoche, starb am 28. August 2019 in einem Krankenhaus in Thailand an einer Lungenembolie.

Sogyal Rinpoche zählte zu den sehr geachteten tibetisch-buddhistischen Lehrern und war als Bestsellerautor buddhistischer Lehrschriften weit über die Grenzen seiner Bewegung hinaus bekannt geworden. Zu seinem bekanntesten Werk „Das tibetische Buch vom Leben und Sterben“ (1992) hatte der Dalai Lama das Vorwort geschrieben. Auch sein Kommentar zum tibetischen Totenbuch wurde stark verbreitet. Im Jahr 2017 wurden dann schwere Vorwürfe des sexuellen Missbrauches von Anhängern öffentlich, die zu seinem Rücktritt aus allen Ämtern führten.

1947 wurde er im östlichen Tibet als Sonam Gyaltsen Lakar geboren. 1955 floh die Familie vor der chinesischen Armee nach Indien, wo er an katholischen und anglikanischen Schulen lernte. In England studierte er vergleichende Religionswissenschaft, verließ die Uni aber ohne Abschluss und wurde als buddhistischer Buchautor erfolgreich und im Westen bekannt. 1994 spielte er auch in dem amerikanischen Film „Little Buddha“ eine Rolle als Mönch. Bereits in dieses Jahr fallen erste Anklagen wegen sexuellen und emotionalen Missbrauchs, die aber außergerichtlich beigelegt wurden. Über 20 Jahre dauerte es, bis sich weitere Betroffene öffentlich Gehör verschaffen konnten, weil die Rigpa-Organisation sein Verhalten lange gedeckt hatte. Ein Bericht der englischen Anwaltskanzlei Lewis Silkin beschreibt die Vorwürfe und Zeugenaussagen detailliert.

Der Vorgang um Sogyal Rinpoche zeigt, dass auch Menschen mit hohen Verdiensten Schattenseiten haben können. Eine Struktur, die das ignoriert und keine Begrenzung der Macht beinhaltet, steht immer in der Gefahr, Ausbeutung und Missbrauch zu fördern.

 

HL / nytimes.com 1.9.2019

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HL