Teufels-Rock?

Dark Metal, Black Metal - seine Macher und seine Hörer

Sage mir, was du hörst, und ich sage dir, wer du bist. Diese einfache Formel stimmt nicht immer, auch wenn unbestritten bleibt, dass jugendliches Lebensgefühl in besonderer Weise über die Musik transportiert wird. Dies gilt auch für eine besondere Sparte des Heavy Metal: Dark Metal bzw. Black Metal.

Die Klänge sind meist von harten Gitarrensounds und krächzendem Gesang geprägt, was es ungeübten Ohren mitunter schwer macht, anderes als Krach zu vernehmen. Mehr noch als der Klang bedienen sich Texte, Outfit, Bühnenshow aus dem Fundus satanistischer Vorstellungen, um das Publikum zu schocken. Die Absicht dahinter ist eindeutig: wer am meisten provoziert, macht von sich reden und verkauft seine CDs besser. Ob die Formel „Je schlechter die Musik, desto drastischer die Bühnenshow“ zutrifft, müssen Kundigere entscheiden.

Die Macher

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Hauptsache finster: CD-Cover von Bephelgor "Necrodaemon Terrorsathan"

Blasphemie, Gewalt, Aggression und nicht selten Identifikation mit dem Bösen sollen hier als Verkaufsanreiz dienen – zumindest in den meisten Fällen. In wieweit die Bandmitglieder selbst Satanismus als Religion für sich praktizieren, oder lediglich das Image verwenden, bleibt meist offen. Nach einer Expertenschätzung liege der Anteil der Musiker, die selbst wirklich an Satan und Dämonen glauben lediglich bei einem Prozent. Allerdings muss die Frage erlaubt sein, wie solche Musik, Texte und Shows auf einen Menschen wirken. Es ist schwer vorstellbar, dass man über Jahre hinweg auf der Bühne Aggression und Gewalt propagiert, ohne dass dies Rückwirkungen auf die eigene Person mit sich bringt.

Die Hörer

Die Motive für das Hören solcher Musik können durchaus verschieden sein. Die Möglichkeit, dass jemandem einfach diese Art der Musik gefällt, ohne dass derjenige mehr damit verbinden würde, muss zugestanden werden.

Die Wahl der Musik korreliert bei Jugendlichen oft mit der Wahl der Freunde und kann der Abgrenzung dienen. In meiner Jugend hörte Heavy Metal, wer die Typen nicht ausstehen konnte, die Modern Talking mochten.

Auch innerfamiliäre Motivationen sind wichtig: „Selten hören Eltern und Kinder mit Freude die gleiche Musik, eher fühlen sie sich gegenseitig von der jeweiligen Musik &Mac226;genervt‘, Eltern zusätzlich durch die Lautstärke, mit der ihre Kinder die Musik hören. Klaffen die Musikgeschmäcker besonders stark auseinander, sind heftige Streitereien vorprogrammiert. Hat das Mädchen oder der Junge in der eigenen Sozialisation bisher wenig Loslösungsmöglichkeiten und Chancen zur Selbstentwicklung erhalten, steigt die Notwendigkeit, sich besonders deutlich abzugrenzen. Hardrock und Heavy-Metal als Musikrichtungen sind hierfür besonders geeignet, wenn das Bedürfnis nach Dramatik, Destruktivität, Macht und Gewalt auf offene Ohren der Konsumierenden trifft. Reicht dieses Phänomen zur Abgrenzung nicht aus und ist das Gewaltpotential besonders stark ausgeprägt, bietet sich die Hinwendung in speziellere Bereiche der Metal-Musik an: die Black-, Trash-, Death- oder Occult-Metal-Musik.“(1)

Ein verantwortungsvoller Umgang wird Übertreibungen zu vermeiden suchen (nicht jeder Black-Metal-Fan ist praktizierender Satanist) aber auch die Probleme ansprechen. Texte und Auftritte mancher Bands eignen sich nicht zur Verharmlosung. In den USA ermordeten 1996 drei Jugendliche ein 15jähriges Mädchen, die nach eigenen Angaben von der Band „Slayer“ zu der Tat angeregt wurden. (Vgl. Confessio 1/2001, 1). Auch beim „Satansmord“ von Sondershausen war das Aggressionspotenzial bereits in der Musik angelegt. Wenn die Propagierung rücksichtsloser Gewalt auf der Bühne bei psychisch labilen Anhängern zu tatsächlich praktizierter Gewalt wird, kann man die Musiker moralisch nicht von der Mitschuld freisprechen. Dass auch theologisch gesprochen der Teufel seine Hände im Spiel hat, wenn derartiges geschieht, ist offensichtlich.

Harald Lamprecht, 9/2001
 

1) Zit. n. May/Remus: Rituelle Gewalt, 218 f.

Dr. Harald Lamprecht

ist Beauftragter für Weltanschauungs- und Sektenfragen der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens und Geschäftsführer des Evangelischen Bundes Sachsen.

Artikel-URL: https://www.confessio.de/artikel/98

Dieser Beitrag ist erschienen in Confessio Themenheft 01 ab Seite 16