Dr. Rath bekriegt Mediziner

Vitaminprodukte gegen Krebs mit Verschwörungstheorie

Der durch seine aggressive Werbung für Vitaminpräparate in die Schlagzeilen gekommene Dr. Matthias Rath (vgl. Confessio 4/2000, 9-12) hat auch in Dresden im Januar 2004 eine Postwurfsendung verteilen lassen. Darin nimmt er Bezug auf einen Bericht des Nachrichtenmagazins Focus über eine Strafanzeige gegen ihn. In der Postwurfsendung (4 A3-Seiten, farbig) instrumentalisiert er das Leiden eines Krebskranken Kindes in seinem Kampf gegen die Schulmedizin und nutzt es zur Werbung für seine eigenen Präparate.

Dr. Rath verkauft hochdosierte Vitaminpräparate und preist sie als Heilmittel u. a. gegen Krebs und Herzinfarkt. Die von ihm als Nahrungsergänzung deklarierten Produkte sind wegen ihrer hohen Dosierungen in Deutschland als Arzneimittel zulassungspflichtig. Sie sind aber nicht zugelassen, weil ein Wirksamkeitsnachweis fehlt. Im Einzelfall können zu hoch dosierte Vitamine sogar schädliche Folgen für den Organismus haben.

Um die zum Schutz der Bürger eingerichteten gesetzlichen Schranken zu umgehen, vertreibt Dr. Rath seine Produkte aus den Niederlanden und über ein Netz von persönlichen Vertriebsmitarbeitern. Begleitet werden diese Unternehmungen seit Jahren durch große öffentliche Kampagnen und Veranstaltungen, in denen er im Stil einer Verschwörungstheorie der pharmazeutischen Industrie unterstellt, sie würden aus Profitinteresse Krankheiten erzeugen und erhalten wollen und darum die Zulassung von Dr. Raths angeblich „hochwirksamen“ Präparaten verhindern. Seine eigenen Gewinne aus dem Verkauf überteuerter Vitamine werden in diesem Zusammenhang verschwiegen.

Besondere weltanschauliche Elemente sind in Dr. Raths auch als „Zellular-Medizin“ bezeichneter Vitamintherapie nicht enthalten. Dennoch werden die aggressiven Methoden der Vermarktung und die extrem ideologisierte Form der Auseinandersetzung von Beteiligten und Beobachern als sektenhaft bezeichnet und es gehen diesbezügliche Anfragen bei der Arbeitsstelle für Weltanschauungsfragen ein. Das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft hat bereits 2001 zu Dr. Rath Stellung genommen und deutlich darauf hingewiesen, dass eine Überdosierung von Vitaminen nicht ratsam ist.

 

Artikel-URL: https://www.confessio.de/news/405

Autor
HL
Dieser Beitrag ist erschienen in Confessio 1/2004 ab Seite 02