Twilight: Vampire mit mormonischen Idealen?

Das Thema „Vampire“ erfreut sich von Jahr zu Jahr zunehmender Beliebtheit besonders unter Jugendlichen. Die aktuellen Bestseller der amerikanischen Autorin Stephenie Meyer verkaufen sich auch als Kinofilm „Twilight - Bis(s) zum Morgengrauen“ bestens und geben der Euphorie eine eigenwillige Note. Die Vampire sind hier nicht in erster Linie die Gruselwesen, sondern Sympathieträger. Es gibt unter ihnen nämlich auch „Gute“, die als quasi Vegetarier kein Menschenblut, sondern nur Tierblut trinken. Zwischen einem von diesen, Edward, und der jungen Bella entspinnt sich eine Romanze mit allem, was dazu gehört. Fast allem, meinen aufmerksame Beobachter im Vergleich zu sonstigen aktuellen Jugend-Liebes-Filmen. Die innige Liebe zwischen Edward und Bella bleibt rein platonisch, denn Edward muss sich trotz überwältigender Gefühle stets beherrschen, um nicht in der Leidenschaft aus Versehen seine Geliebte mit einem Biss zu töten.

In dieser Zurückhaltung haben etliche Kommentatoren einen Ausdruck der religiösen Beheimatung der Autorin gesehen: Sie ist bekennendes Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage und hat mit einem Stipendium an der mormonische Brigham Young University in Provo (Utah) studiert. „Platonische Liebe statt körperlicher Zärtlichkeit - das passt perfekt zu Meyers Moralvorstellungen“ urteilte der ORF in einem Beitrag. Das mag stimmen, aber dem Erfolg der Story hat es nicht geschadet - und prinzipiell abzulehnen ist solches Verhalten auch nicht.

HL / orf.at 14. 1. 2009

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Dieser Beitrag ist erschienen in Confessio 2/2009 ab Seite 01