news age

Esoterikmarkt am Zeitschriftenkiosk
Mit der Ausgabe Nr. 3 (Oktober-Dezember 2007) wagt das neue Esoterik-Magazin „news age“ den Sprung von der reinen Direktversand- und Abo-Zeitschrift an den Bahnhofskiosk. In einer Auflage von 30 000 Exemplaren werden Artikel zu den Themen alternative Gesundheit, Spiritualität und bewusstes Leben an die esoterisch interessierten Kunden gebracht. Der Titel der Zeitschrift spielt mit der Mehrdeutigkeit von news (aktuelle Nachrichten), new age (Neues Zeitalter - so die Selbstbezeichnung aus den Anfangstagen der Esoterik-Bewegung) und new sage (neue Weisen), denn Sage bedeute der Weise. Die Artikel sind auf heutige Lesebedürfnisse abgestimmt: kurz (selten mehr als eine Doppelseite) und praxisorientiert in dem Sinn, dass immer gleich Bezugsadressen der beschriebenen Artikel, Kurse oder Bücher mit angegeben sind. Dadurch, und weil keinerlei kritische Auseinandersetzung mit den beschriebenen Inhalten und Methoden zu finden ist, verschwimmt die Grenze zwischen redaktionellem Text und Werbung - zumal wenn die Texte gleich von den Anbietern selbst stammen. Durch die Kürze der Artikel passen viele Themen auf die 95 Seiten und so gibt das Heft einen Querschnitt durch die gegenwärtige Esoterik-Szene, von Schamanenbegeisterung, Satsang und Feng Shui über Edelstein-Kosmetik und Tantrischen Partnermassagen zu Filmprojekten wie die Verfilmung der Celestine-Romane und Kongressen wie dem Bleep-Kongress in Berlin oder einem Kongress für geistiges Heilen in München. Grundzug der meisten Artikel ist es, einfache, praktisch anwendbare und schnell wirkende „energetische“ Hilfen zur Bewältigung des Alltags und seiner Belastungen an die Hand zu geben. Exemplarisch deutlich wird dies bei der Vorstellung von Tachyonenprodukten, deren Energie nicht nur „überlichtschnell“ sei, sondern zudem „über ein hoch entwickeltes Bewusstsein“ verfüge, „das intensiv auf die Bedürfnisse desjenigen reagiert, der die Produkte anwendet.“1 Tolle Versprechungen, die sich einer effektiven Nachprüfung entziehen, wie vieles in diesem Heft.
Harald Lamprecht

Artikel-URL: https://www.confessio.de/artikel/166

Dieser Beitrag ist erschienen in Confessio 5/2007 ab Seite 08