Ehrenamtliche Geistliche auf Haiti

Scientology-Ideologie als Krisenhilfe?

Das schwere Erdbeben auf Haiti hat weltweit Hilfsaktionen hervorgerufen. Daran beteiligt sich auf eigene Weise auch die Scientology-Organisation. Ihre Hilfe wird jedoch nicht von allen befürwortet. Dies liegt daran, dass auch sogenannte „Ehrenamtliche Geistliche“ (Scientology Volunteer Ministers Corps) unter den Helfern sind. Diese treten mit dem Anspruch an, nicht nur materielle sondern auch spirituelle Nöte der Opfer und Helfer zu lindern. Sie wenden dabei speziellen Methoden, z.B. den sog. Berührungs- und Nerven-Beistand an, bei welchen den „Patienten“ über einen unbestimmten Zeitraum hinweg die Hände aufgelegt werden, um – so der Anspruch – aufgestaute Schock- und Energiewellen in den Nervenbahnen des Körpers zu reparieren.

Diese „Therapieform“ und andere Werkzeuge für ähnliche Art von Hilfe wurden von Scientology-Gründer L. Ron Hubbard persönlich entwickelt. Sie sollen nach eigenen Aussagen Hilfe bewirken, indem „Zielsetzung, Wahrheit, und spirituelle Werte im Leben der Opfer und Helfer wiederhergestellt“ würden. 

Es drängt sich der Verdacht auf, dass es sich hierbei nicht nur um rein humanitäre Dienste handelt. Hubbard selbst entwarf die Strategie, in Zeitungen nach Unglücken zu suchen, um möglichst schnell scientologische Hilfestellung zu leisten. In der Öffentlichkeit solle dabei die Hilfsaktion in den Vordergrund geschoben werden. Nicht zu übersehen ist aber der Versuch, neben positiver Presse auch neue Mitglieder zu gewinnen. So verweist Scientology darauf, dass glücklich „Geheilte“ gern dem Team beitreten würden.

Die Not und Verunsicherung der Menschen in der Krise wird missbraucht, um sie mit Scientology-Ideologie zu vereinnahmen. Vor diesem Hintergrund hinterlässt die Hilfsbereitschaft der Church of Scientology einen faden Nachgeschmack.

DW http://www.volunteerministers.org

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Dieser Beitrag ist erschienen in Confessio 1/2010 ab Seite 01