Rutengehen, Feng Shui und Hellsehen an deutschen Hochschulen in der Kritik

Wahlmodul „Feng Shui und Geomantie in der Landschaftsarchitektur“
Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf in Freising bei München bietet seit dem Wintersemester 2011/2012 ein Wahlmodul „Feng Shui und Geomantie in der Landschaftsarchitektur“ an. Die angehenden Landschaftsarchitekten sollen dort lernen, mit eine Wünschelrute hypothetische Erdstrahlen zu spüren oder im Sinne der asiatischen Feng-Shui-Lehre das Fließen der kosmischen Lebensenergie des Chi bzw. Qi zu berücksichtigen.

Wie der „Spiegel“ berichtete, steht der Dozent dieses Faches den Thesen wohl kaum mit wissenschaftlichem Abstand gegenüber, sondern tritt selbst als Anbieter in der Szene auf, arbeitet als „geomantischer Berater“ und hat selbst eine Anleitung zum Hellsehen verfasst. Der für den Studiengang verantwortliche Professor Frieder Luz verteidigt das Fach: „Wir stellen die Rute einfach als ein Messinstrument vor, das bei manchen funktioniert und bei anderen nicht.“

Da bleibt doch die Rückfrage nicht aus, was das noch mit Wissenschaft zu tun haben soll. Mit reproduzierbaren Messergebnissen im wissenschaftlichen Sinn hat Rutengehen jedenfalls nichts zu tun.

Auch die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt-Oder ist wiederholt für esoterische Lehrveranstaltungen in die öffentliche Kritik geraten. Im Studiengang „Kulturwissenschaften - Komplementäre Medizin“ ist eine Masterarbeit dieser Universität zum „Kozyrev-Spiegel“ aufgefallen. Dieses Gerät, das im Wesentlichen aus einer Aluminiumröhre besteht, solle neben dem Kontakt zu Außerirdischen und zu Verstorbenen auch das Hellsehen erleichtern. In einem Doppelblindversuch mit insgesamt 22 Probanden wurde dies getestet und daraus ein Beleg für die Wirksamkeit des Spiegels abgeleitet.

Eine Untersuchung der Brandenburger Hochschulstrukturkommission empfiehlt der Viadrina aufgrund struktureller Bedenken und Qualitätsproblemen „nachdrücklich den künfigen Verzicht“ auf den Studiengang in Komplementärmedizin. An einer Universität hat derartiges nichts zu suchen. Das könnte das Aus für „Hogwarts an der Oder“ bedeuten, wie das Institut im Internet inzwischen schon verspottet wurde.

HL / Spiegel.de 27. 2, 7. 5., 22. 6. 2012

Artikel-URL: https://www.confessio.de/news/709

Dieser Beitrag ist erschienen in Confessio 2/2012 ab Seite 05