Kornkreisbier

Kornkreisbier stillt Sensationsdurst

Ob grüne Männchen ihre besonderen Kräfte auch auf Brot und Bier übertragen, das demnächst aus dem Getreide des Thalheimer Kornkreises entstehen soll, ist unklar. Tatsache ist, dass noch während des Abmähens des jüngsten schweizer „Ufo-Wunders“ ein Rollstuhlfahrer seine Hoffnung auf „positive Schwingungen“ gesetzt hatte, die von dem Weizenfeld des Bauern Guido Roggensinger ausgehen sollen. Auf einer Fläche von rund 2.000 Quadratmetern hatten bislang unbekannte „Außerirdische“ ein kreisförmiges Symbol mit symmetrischen Strukturen hinterlassen.

„Damit ist nun Schluss“, sagt Bauer Roggensinger. Hunderte Esoterik-Jünger hatten die Ernte des Feldes zertrampelt, um das „Wunder von Thalheim“ mit eigenen Augen zu sehen. Noch nach der Ernte hatte sich eine Okkultistengruppe zu einem schamanischen Ritual auf dem Feld getroffen. Insidern gelte der Acker auch wegen seiner geographischen Lage als „ein besonderer Ort der Kraft“, heißt es in einer Presseinformation.

Der finanzielle Schaden von Bauer Roggensinger hält sich in Grenzen. Der findige Landwirt hatte eine Absperrung errichtet und fünf Franken Eintritt von jedem Schaulustigen gefordert, der auf den Spuren der „Außerirdischen“ pilgern wollte. „So gesehen war das Weizenjahr gut“, rechnet Roggensinger, der nun daran geht, sein Kornkreismehl auch über das Internet zu verkaufen. In Zusammenarbeit mit einer Appenzeller Brauerei solle demnächst ein „Kornkreisbier“ den Durst der Esoterik-Gemeinde stillen. Unterdessen ermittelt die Kantonspolizei gegen die bislang unbekannten Urheber des Spektakels. Erste Spuren führen zu einem Berufsschüler im Nachbardorf, der eben eine Hausarbeit zum Thema „Kornkreise“ verfasst.

Diakonetz, 6.8.2004

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Dieser Beitrag ist erschienen in Confessio 4/2004 ab Seite 03