Dialog mit Neuapostolischer Kirche intensiviert
Begegnungstagung in Leipzig zur Apostolizität der Kirche
Bei der zweiten Begegnungstagung zwischen Mitgliedern der Neuapostolischen Kirche und der Evangelischen Kirche wurde am Wochenende in Leipzig intensiv über das Thema „Apostolizität der Kirche“ diskutiert. Mit dem Treffen wurde ein Dialogprozess fortgesetzt, der im vergangenen Jahr zwischen dem Evangelischen Bund und der Neuapostolischen Kirche in Mitteldeutschland begann und zu einem besseren gegenseitigen Verstehen führen soll.
Apostolizität ist ein wichtiger Begriff sowohl in der Evangelischen als auch in der Neuapostolischen Kirche. Aber die damit verbundenen Inhalte werden unterschiedlich gewichtet. Erweist sich die Apostolizität der Kirche darin, dass sie in der biblisch überlieferten Lehre der Apostel bleibt? Oder braucht es dafür ein kirchliches Leitungsamt mit diesem Namen und besonderen Vollmachten? Mit diesen Fragen wurden theologisch „heiße Eisen“ angepackt. Möglich war dies, weil in den bisherigen Begegnungen bereits eine gute Gesprächsatmosphäre mit gegenseitigem Respekt etabliert wurde. Zudem standen mit dem Ökumeniker Prof. Dr. Ulrich Kühn und dem theologischen Berater des Stammapostels PD Dr. Reinhard Kiefer ausgewiesene Fachleute zur Verfügung, um das Thema mit der nötigen Tiefe anzugehen.
Dr. Reinhard Kiefer stellte in seinem Referat heraus, dass aus neuapostolischer Sicht das Apostelamt nicht auf die erste Generation zeitlich begrenzt war, sondern im Rahmen der neuen Apostelberufungen ab 1832 von Gott neu gesetzt wurde. Die gegenwärtigen Apostel haben die Aufgabe, die Botschaft der Bibel als Heilige Schrift laut werden zu lassen, d.h. in einer Weise zur Sprache zu bringen, die über einen rein rational-wissenschaftlichen Umgang hinaus geht. Diese Lehrfunktion in Zusammenhang mit der Sündenvergebung und der Spendung der Sakramente soll die Gemeinde dem Herrn entgegenführen.
Mit 15 Thesen stellte Prof. Kühn dar, dass nach dem Zeugnis der Apostelgeschichte die Apostel primär als Zeugen der Auferstehung von Jesus fungierten. Die Herausbildung des kirchlichen Amtes wie auch des Kanon der biblischen Schriften diente der Bewahrung der apostolischen Botschaft. In der Reformation entstand das Dilemma, dass die apostolische Lehre gegen die Praxis des kirchlichen Amtes stand, welches eigentlich diese Lehre sichern sollte, aber durch Missstände korrumpiert wurde. Eine Garantie der Wahrheit kann es allein durch formale Eingliederung in eine Amtsstruktur nicht geben. Das lehrt die geschichtliche Erfahrung. Zugleich bleibt aber die apostolische Botschaft nur dort lebendig, wo sie auch durch Personen ausgedrückt und repräsentiert wird.
Die 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Begegnungstagung konnten in den angeregten Diskussionen mehr davon verstehen lernen, wo Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Glaubensverständnis beider Kirchen liegen. Es bestand Einigkeit darüber, dass es ein wünschenswertes Ziel darstellt, die Kontakte zwischen beiden Kirchen auf verschiedenen Ebenen zu verbessern. Auch ein solcher Dialog über theologische Grundsatzfragen soll fortgeführt werden, um auf biblischer Grundlage gemeinsam um die Wahrheit zu ringen. Als Thema für die nächste Begegnung steht das Gespräch über die theologische Bedeutung von Taufe und Versiegelung auf dem Programm.
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04. Apr. 2011